Auf den Spuren der geheimnisvollen Veloroute 1

Was ist an der Strecke so ‚modellhaft und innovativ‘ für den Klimaschutz?

Sind den Radfahrerinnen und Radfahrern in Hilden schonmal die kleinen grünen Zusatzschildchen an den Radwegweisern aufgefallen? „Veloroute 1“ heißt es da. Was soll das bedeuten?

 

Wir sind der Sache nachgegangen – Fündig wurden wir auf der Seite der Stadt Solingen.

Dort heißt es: Die „Veloroute 1″ ist ein etwa 25 Kilometer langer Radweg von Düsseldorf-Benrath über Hilden und Solingen nach Wuppertal-Vohwinkel.

 

Und was ist daran so besonders? Denn eigentlich braucht man ja nur geradeaus über die Düsseldorfer, Berliner und Walder Straße von Benrath und Hilden aus Richtung Solingen zu radeln.

 

Bismarckpassage

 

Die Veloroute 1 aber „biegt oft ab“, erklärt die Stadt Solingen: Über Fahrradstraßen, Tempo 30-Zonen, Radwege auf Geh- und Fahrbahnniveau, gestrichelte Schutzstreifen oder eigenständige Fuß- und Radwege.

Dafür wurde das Projekt sogar „im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert“, heißt es, und weiter: „In das Förderprogramm werden nur Projekte aufgenommen, die den Radverkehr entschlossen fördern und die geeignet sind, zur CO2-Einsparung beizutragen. Zudem müssen sie modellhaft und innovativ sein.“

 

Da wurde die Messlatte aber ganz schön hoch gelegt. Wir haben uns die Strecke in Hilden mal angeschaut: Was ist daran so „modellhaft, innovativ“ und klimafreundlich…?

 

Einmal quer durch Nebenstraßen statt geradeaus durch

Wir starten im Westen an der Ecke Düsseldorfer und Neustraße. Dort gibt es in Richtung Solingen die erste Abzweigung: Statt geradeaus wird man Richtung Finanzamt gelotst. Allerdings ist der „Radweg“ nicht wirklich chic, teilweise noch nicht einmal vorhanden oder schlecht asphaltiert.

 Neustrasse

Weiter geht es am Kreisel ProActiv-Platz vorbei. Ein kleines dezentes Radwegzeichen (RWS 1) zeigt uns an, dass wir weiter zur Kreuzung Klotz- und Richrather Straße lenken sollen.

 Proactiv-Platz

 

Wir folgen weiter den Spuren der Veloroute 1:
Hagelkreuzstraße (Fahrradstraße) zum Lindenplatz – Baustraße – Ampelkreuzung Richtung Bezirkssportanlage links einordnen  Beckersheide

 Hagelkreuzstrasse

 

Nun können wir uns über ein Stück Grün freuen. Herrlich. Doch diese Euphorie währt nicht lange.

 

Beckersheide

 

Denn nur wenige hundert Meter später sind wir wieder im urbanen Gebiet. Nun müssen wir durch eine Unterführung hindurch Richtung Heidekrug einschwenken.

 

Nun müssen wir Richtung Südsüdost auf die Fahrradstraße „Theodor-Storm-Weg“ Richtung Solingen-Ohligs abbiegen.

[Anm.d.Red.: In einer früheren Version dieses Berichts haben wir eine andere, falsche Abzweigung beschrieben, die uns direkt zur Walder Straße führt und von der Veloroute 1 abweicht. Wir bedanken uns für den wichtigen Hinweis aus der Community]

 

Wir kommen in Solingen an der Ecke Obere Hildener und Bahnstraße an. Hier geht die Veloroute 1 durch die Klingenstadt weiter. 

 Ohligs-Lupe

 

Nun stellt sich also die Frage:

 

Inwieweit hat diese Veloroute 1 zum Klimaschutz beigetragen?

Wir sind mit dem Fahrrad statt mit dem Auto gefahren – OK. Aber war dazu wirklich diese Spezialroute über Umwege durch die vielen Nebenstraßen notwendig

 

Stadt Hilden erklärt die Vorteile der Veloroute 1

Wir haben nachgefragt. Zunächst einmal erklärt uns die Stadtverwaltung Hilden, diese Strecke sei nicht als „Radschnellweg mit hohen Standards“ gedacht und auch nicht so viel länger als der Weg entlang der Hauptstraßen – lediglich ca. 430 Meter. Ziel sei es, „eine möglichst geradlinige Verbindung durch das Stadtgebiet und hier besonders durch die Innenstadt zu verfolgen“.

 

Die Vorteile der Veloroute 1 laut Rathaus-Auskunft:

  • „Man fährt nicht über 23 Lichtsignalanlagen, wie am Weg entlang der Hauptverkehrsstraßen, sondern nur über zehn, so dass die Fahrzeit deutlich kürzer ist.“
  • Gleichzeitig soll „die Streckenführung möglichst schnell befahrbar sein, die Haltepunkte des ÖPNV/SPNV erschließen und zudem eine sichere Verbindung darstellen“.
  • Auf einem Großteil der Velo-Route würde es außerdem „keine Konflikte mit Passanten geben“, im Gegensatz zu den Hauptverkehrsstraßen: „Denn dort gibt es nur unzureichend breite Radverkehrsanlagen in gemeinsamer Nutzung mit dem Fußgängerverkehr, Engstellen an Bushaltestellen u.ä. Das ist auf Hildener Stadtgebiet entlang der Velo-Route nur im Bereich der Düsseldorfer Straße der Fall. Insgesamt kann man als Radler entlang der Velo-Route also deutlich zügiger fahren.“
  • Auf der Veloroute 1 gäbe es „verschiedene interessante Punkte, auf Hildener Stadtgebiet ebenso wie in den anderen beteiligten Städten“.

 

Die Veloroute 1 ist also offenbar nur „gefühlt“ länger und umständlicher als die Geradeaus-Strecke. 

 

Bergstation

 

Fazit der Stadt: Die Streckenführung der Velo-Route 1 sei „bei weitem bequemer als ein Befahren der „bekanntermaßen suboptimalen Radverkehrsanlagen entlang der klassifizierten Hauptverkehrsstraßen“.

Die Veloroute 1 habe daher „eigene Qualitätsstandards, die realistisch und umsetzbar sind“.

 

Die Einrichtung habe (in Hilden) im übrigen „keine aufwendigen Planungs- oder Bauprozesse“ benötigt, sondern konnte mit „Bord-Mitteln“ umgesetzt werden.

Heißt also: Hilden hat für dieses Projekt keine öffentlichen Steuer- und Fördermittel abgegriffen. 

 

In Solingen wurden mehrere Velorouten konzipiert und gefördert

Im Gegensatz zu Hilden hat die Stadt Solingen gleich mehrere Velorouten konzipiert und dafür eine Förderung von insgesamt rund 1.270.000 Euro erhalten, wie uns die dortige Pressestelle auf Anfrage mitteilt.

Mehr Infos gibt es im entsprechenden Ratsbeschluss.

„Unter anderem wurden ein durchgängiger Velorouten-Standard entwickelt und umgesetzt, eine Fahrradstraße eingerichtet und drei große Kreuzungsbereiche umgestaltet“, erklärt uns die Klingenstadt-Rathausverwaltung. „Der Radverkehr wurde gegenüber drei kreuzenden Straßen bevorrechtigt. Das ist nicht üblich und hat sehr viel Überzeugungsarbeit gekostet.“

 

Die Städte Hilden und Solingen sind sich daher einig: „Die Veloroute ist geeignet für die entschlossene Förderung des Fahrradverkehrs und dadurch für die Einsparung von CO²“ (Stadt Hilden).

Und: „Die Auswertung der letztjährigen Aktion Stadtradeln zeigt, dass die Veloroute 1 sehr gut angenommen wird. Je bequemer und sicherer die Rahmenbedingungen für den Radverkehr sind, umso größer ist auch der Anteil der Menschen, die diese umweltfreundliche und gesundheitsfördernde Art der Fortbewegung nutzen“ (Stadt Solingen).

 

Also: am besten probiert es jeder Radfahrer und jede Radfahrerin einmal selber aus…

 

Bericht: Achim Kaemmerer

Fotos: anzeiger24.de

 


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