Ausflugstipp: Historische Kornbrennerei in Hilden – So wurde früher Schnaps gemacht

Original Kessel und Transmissions- und Destillationsanlage: Zeitreise in die Frühindustrie

Es gibt viele Museen mit historischen Maschinen. Doch oft funktionieren diese nicht mehr und sind bloße Anschauungsobjekte. Nicht so die Historische Kornbrennerei beim Wilhelm-Fabry-Museum in Hilden. Unser Ausflugstipp für die Feiertage, und natürlich auch danach.  

Die ursprüngliche Anlage erbaute der Industrielle Johann Peter Vogelsang im Jahr 1864. Die Söhne Hermann und Peter installierten 1887 und 1895 eine Dampfmaschine und Dampfkesselanlage. Die Nachfolger Willner, Jakob und Isidor Oppenheimer fügten Anfang des 20. Jahrhunderts eine Destillieranlage mit Vormaischbottich hinzu. Und so ist das Maschinenwerk bis heute erhalten geblieben.

 

anzeiger24.de-Video von 2018

 

Alles immer noch funktionstüchtig

Die gesamte Anlage der Historischen Kornbrennerei ist noch voll funktionstüchtig. Alles dreht sich: der hydraulische Antrieb der Dampfmaschine, die Transmissionsriemen und -räder, das Rührwerk im Maischbottich. Das fasziniert Kinder und Erwachsene gleichermaßen.

So wird die Technik anschaulich und hautnah erlebbar.

  • Im Flammrohrkessel wurde damals Kohle verbrannt, um Energie für die Einzylinder-Dampfmaschine zu erzeugen. Da das heute aus ökologischen Gründen nicht mehr angebracht ist, wird das System elektrisch betrieben. Der Faszination tut das keinen Abbruch. 
  • Eine Transmissionsanlage bringt klassisch mit Riemen und Räderwerk das ganze Getriebe zum Laufen. 
  • Im obersten Geschoss wird die Zufuhr des Korns in die richtigen Bahnen gelenkt. Das Getreide gelangt per Lastaufzug nach oben, wird gesiebt und gemahlen und geht über ein Leitungssystem ins Erdgeschoss.
  • Dort steht ein Maischbottich bereit, in dem das geschrotete Korn mit Gerstenmalz und Wasser vermischt, erhitzt und wieder abgekühlt wird. Danach gelangt das Gemisch in den Gärtank.
  • In der kupfernen Destillationsanlage wurde der Rohbranntwein mit bis zu 85 Prozent Alkoholkonzentration gewonnen. Durch weitere Destillationen wird das Gemisch von Fuselölen und Aldehyden getrennt. Der so entstandene Feinbrand wird schließlich in einem Sammeltank und enthärtetem Wasser auf eine Trinkstärke zwischen 32 Prozent (Korn) und 38 Prozent (Kornbrand, Edelkorn und Doppelkorn) verschnitten.
  • Von da an ging es zur Flaschenabfüllung und Etikettierung.

Theoretisch wäre es also möglich, hier Schnaps wie früher zu produzieren. „Allerdings werden wir dafür wohl keine Konzession bekommen“, sagt Museumsleiterin Sandra Abend augenzwinkernd.

 

So bleibt dem Besucher die kleine Zeitreise in die Frühindustrie. Die Historische Kornbrennerei ist ein nahbares Zeugnis und Vermächtnis der früheren Industriehochburg Hilden – ein wahrer Glücksfall für die Museumslandschaft der Region.

 

Weitere Ausstellungen

Parallel zur Daueraustellung gibt es derzeit noch mehr in der Historischen Kornbrennerei zu entdecken: Bis zum 18. Januar 2026 präsentiert der Zoologe Dr. Wolfgang Gettmann, u.a. ehemaliger Direktor des Düsseldorfer Aquazoos, Einblicke in die Kulturgeschichte rund um „Mäuse und Menschen„.

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Und wer sich nicht nur für Industrie-, sondern auch für Medizin-Geschichte interessiert, kann gegenüber das Wilhelm-Fabry-Museum besuchen; benannt nach dem Chirurgie-Pionier aus Hilden (1560-1634). 

Dort wird ebenfalls bis zum 18. Januar 2026 die Ausstellung „Marie Colinet & Wilhelm Fabry – Hebamme & Chirurg im Einsatz für das Leben“ über das Leben und Wirken des Ehepaares in einer besonderen Epoche gezeigt. Mehr erfahren

 

Öffnungszeiten Museum und Kornbrennerei

dienstags, mittwochs und freitags von 15 bis 17 Uhr, donnerstags von 15 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr; geschlossen am Karfreitag, 24., 25. und 31. Dezember sowie 1. Januar

 

Kontakt:
Wilhelm-Fabry-Museum
Historische Kornbrennerei
Benrather Straße 32a
40721 Hilden
Telefon 02103/59 03
E-Mail info@wilhelm-fabry-museum.de

 

Bericht: KA

Foto/Video: anzeiger24.de