Verwaltung: Vorrichtungen bieten nicht mehr Verkehrssicherheit, sondern sogar Gefahren
Wer bis zum Herbst vergangenen Jahres mit einem Kfz auf der Forststraße im westlichen Industriegebiet unterwegs war, musste sich stets am Gaspedal zügeln: Mehrere Boden-, bzw. Bremsschwellen verhinderten eine hohe Beschleunigung – wenn einem sein Fahrzeug lieb und teuer war. Doch das hat sich geändert: Vor mehreren Wochen wurden die Hemmnisse entfernt. PKW und LKW haben also wieder freie Fahrt. Warum? Das wollte die Ratsfraktion Bürgeraktion wissen und hat eine entsprechende Anfrage ans Rathaus gestellt. Kurz vor der Weihnachtspause war die Antwort da.
Unfallrisiko für tiefliegende Fahrzeuge und Zweiräder
Eigentlich sollte man meinen, dass solche Fahrbahnschwellen ein wenig zur Verkehrssicherheit beitragen. Eben das sei aber nicht der Fall, meint die Verwaltung in dem Schreiben: „Die Wirkung ist umstritten, da der gewünschte Effekt der Verkehrsberuhigung nicht immer eintritt. Teilweise bremsen Fahrzeuge vor der Bodenschwelle stark ab, um anschließend wieder stark zu beschleunigen, was zu einer erhöhten Lärm- und Abgasemission führt. Auf kurzen Fahrbahnschwellen können tiefliegende Fahrzeuge leicht aufsitzen. Und nicht zuletzt besteht für Zweiradfahrzeuge eine erhöhte Unfallgefahr durch Wegrutschen.“
Daher dürften solche Vorrichtungen nur eingebaut werden, „wenn die Verkehrssicherheit nachweislich (z. B. Unfallstatistik, polizeiliche Messungen, Beobachtungen) gefährdet ist“. Das ist aus Sicht der Verwaltung offenbar auf der Forststraße nicht der Fall. Da es sich um eine Haupterschließungsstraße handelt, wird eine maximale Bauhöhe von 50 mm empfohlen.
Eine turnusmäßige bzw. anlassbezogene Überprüfung habe ergeben, „dass Höhe und Rampenlänge nicht den Anforderungen entspricht, so dass eine Neubewertung durchgeführt wurde.“
Tempo 30 erweitert
Stattdessen wurde zur Verkehrsberuhigung zwischen der Reisholz- und Daimlerstraße auch die Forststraße als Tempo 30-Zone ausgewiesen: Dadurch „wurde die Verkehrssicherheit sowohl für tiefliegende Fahrzeuge und Zweiradfahrer als auch für alle Anwohner rechtskonform erhöht„, so die Einschätzung der Verwaltun. „Die Anzahl der zu beachtenden verkehrsrechtlichen Anordnungen wurde reduziert und damit vereinfacht. Als nützlicher Nebeneffekt konnten einige Verkehrszeichen entfallen. Dies wirkt einer potenziellen Reizüberflutung der Verkehrsteilnehmer entgegen und senkt den Aufwand für die Kontrolle und Unterhaltung der Verkehrszeichen.“
Bremsschwellen können also „gefährlich“ sein. Raserei aber auch, werden Kritiker jetzt wohl sagen – es sei denn, es werden regelmäßige Tempokontrollen durchgeführt.
Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: anzeiger24.de
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