Bürgerbüro: Bis zu sieben Wochen Wartezeit ‚im Voraus‘ – aber ‚tagesaktuell‘ viele freie Termine

Wie Arbeitnehmer-freundlich ist das Buchungssystem im Rathaus?

***Leitartikel***

Es ist nun schon über zwei Jahre her, dass Bürger für ein Anliegen im Bürgerbüro vorab einen Termin buchen müssen. Ein unrühmliches Alleinstellungsmerkmal der Stadt, weil es umständlich und langwierig ist. Darüber hatten wir berichtet.

 

Vor drei Monaten reagierte das Rathaus mit der Ergänzung, dass zusätzlich zur Variante „Termin im Voraus buchen“ jeweils zum Dienstbeginn – nach Verfügbarkeit – auch „tagesaktuelle Termine“ angeboten werden. Auf den ersten Blick ein gutes Angebot, wenn auch weit entfernt von der früheren Lösung, als man einfach während der Öffnungszeiten kommen konnte, wann man wollte.

 

Die Buchungsmöglichkeit „tagesaktuelle Termine“ haben wir uns einmal angeschaut…

 

Breidohr

 

Täglich teilweise mehr freie als gebuchte Termine – wie passt das zusammen?

Am 20. Juli 2023 haben wir versucht, einen „Termin im Voraus“ für die Tage vom 24. bis 30. August 2023 zu reservieren. Zu diesem Zeitpunkt, also fünf Wochen vor unserem „Terminwunsch“, gab es keine freien Slots im Rathaus!

Wir haben uns deshalb in den letzten Tagen jeweils morgens um 8 Uhr den freien Tageskalender des Bürgerbüros angeschaut und waren – zurückhaltend ausgedrückt – erstaunt.

Denn es gab fast täglich jede Menge freier Termine:

  • 24. August: 27 freie Termine
  • 25. August: 15 freie Termine
  • 28. August: bis mittags 12 freie von 16 möglichen Terminen
  • 30. August: vormittags alles frei

 

 Terminvergabe-Buergerbuero-hilden-8-Uhr

 

Wie erklären sich die zahlreichen „Tagestermine“?

Dazu hat uns die Stadt Hilden Folgendes mitgeteilt: Für die „Termine im Voraus“ erfolgt langfristig eine ausreichende Personalplanung, die gewährleistet, dass auch alle gebuchten Slots bearbeitet werden können.

Die Kurzfristtermine werden (hingegen) „in Abhängigkeit der tagesaktuellen Besetzung“ geschaltet.

 

Steht morgens also über die Langfristplanung hinaus Personal zur Verfügung, kommt es zur Freischaltung der Tagestermine. So weit – so gut?

 

Kurzfristtermine benachteiligen Arbeitnehmer

Kurzfristtermine werden erst morgens ab 8 Uhr freigeschaltet und gelten nach Auskunft der Stadt auch vornehmlich im Vormittagsbereich. Für die meisten Arbeitnehmer sind diese Termine damit perdu.

Denn welcher Arbeitnehmer kann schon, insbesondere bei einer auswärtigen Tätigkeit, innerhalb weniger Stunden einen möglichen Rathaustermin wahrnehmen?

Eine vorherige Bekanntmachung von Kurzfristterminen ist nach Auskunft des Rathauses aber nicht möglich.

 

16% aller Termine werden abgesagt – 5% nicht wahrgenommen

Die Zahl der abgesagten Termine liegt bei stolzen 16%.

Allerdings versichert die Stadt, dass diese Termine „erneut zur Buchung angeboten werden“. Über die Gründe der Absagen ist nichts bekannt. Möglicherweise handelt es sich auch nur um Umbuchungen von lang- auf kurzfristig.

 

Insgesamt, so teilt die Stadt mit, mussten aufgrund der Neuorganisation der Terminplanung im August keine gebuchten Termine durch das Bürgerbüro abgesagt werden. Immerhin!

 

Das Buchungssystem der Stadt bleibt trotzdem unbefriedigend

Das Buchungsportal des Bürgerbüros wirbt (am Fuß des Terminkalenders) mit dem Slogan:

CleverQ

 

Für alle, die sieben Wochen (!) auf einen „im Voraus Termin“ warten mussten oder müssen, klingt das wie Hohn.

Insbesondere, wenn es tagesaktuell häufig freie Termine en masse gibt. Doch wer berufstätig ist und solche Termine nicht wahrnehmen kann, für den sind sieben Wochen eine lange Zeit, auf die niemand wirklich gerne wartet.

 

Und selbst für diejenigen, die Zeit haben, ist es unbefriedigend, jeden Tag um 8 Uhr mögliche Kurzfristtermine zu checken.

Unerklärlich ist zudem, dass die Stadt immer erst zu Dienstbeginn in Kenntnis darüber zu sein scheint, welche bzw. wie viele Mitarbeiter im Einsatz sind.

Das sollte ein Arbeitgeber doch auch schon ein paar Tage vorher wissen.

 

Und dann könnten die Kurzfristtermine entsprechend früher freigeschalten werden.

Darüber sollte im Rathaus noch einmal nachgedacht werden.

 

Bericht: Walter Thomas

Fotos: anzeiger24.de / Pixabay

Screenshots: Stadt Hilden

 


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