Medienrummel um die Hundesteuer-Posse in Hilden

Marianus Krall soll Hundesteuer zahlen, obwohl er keine Hunde hat

Hilden erlebt derzeit einen Medienrummel: Aus dem ganzen Lande stürzen sich derzeit die Zeitungen und Fernsehsender (u.a. RP, WDR, RTL, ZDF) auf die Posse um einen Hundesteuerbescheid für Hunde, die es angeblich nicht gibt.

Ist ja auch eine merkwürdige Geschichte.

 

Worum geht es?

Ende Januar erhielt Marianus Krall einen Steuerbescheid vom Amt für Finanzservice: für zwei Hunde in Höhe von 1.104 Euro. „Wenn ich mich so umschaue, kann ich trotz intensiver Suche keinen Hund in meiner Wohnung finden“, schrieb er daraufhin scherzhaft in einer Facebook-Gruppe. „Sollte ich nicht unter extremen Gedächtnisverlust leiden, kann ich mich auch nicht erinnern, einen Hund besessen zu haben. Ich besitze weder Hundefutter, Fressnapf oder ähnliches. Ich habe nicht einmal ein Meerschweinchen.“

 

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Der Antiquitäten- und Schätzesammler hält sich bestenfalls ein paar Holzpferde; die einzigen Hunde in seiner Umgebung sind die „Nipper“, die auf den alten Schallplattenlabels neben einem Grammophon abgebildet sind. 

 

Somit schickte er am 17. Februar einen Widerspruch an die Stadtverwaltung. Doch die zuständige Sachbearbeiterin akzeptierte diesen nicht.

Zwei Probleme gibt es: Er habe keine Angabe zu seinen nicht vorhandenen Hunden gemacht. Daher schickte sie ihm gleich die entsprechenden Formulare zur Hundesteueranmeldung mit. Wie aber kann man etwas angeben, was man nicht hat? Was also soll er dort eintragen?

Zum anderen hatte er seinen Widerspruch per E-Mail verschickt – ohne Unterschrift, daher ungültig. Aber das hätte man doch auch klären können, findet Marianus Krall.

 

Gespräch beim Bürgermeister

Im Juni schilderte Marianus Krall sein Problem in der Sprechstunde von Bürgermeister Claus Pommer. Diese habe ihm zugesagt, dass die Angelegenheit bereinigt werde.

 

Offenbar ein Trugschluss. Denn am 9. Juni berichtete er weiter – mit viel Sinn für Humor: „Offensichtlich ist das Amt für Finanzwesen nicht konform mit dem Bürgermeister. (…) Die Gesamtsumme der Hundesteuer-Vollstreckung beträgt jetzt mit dem neuen Bescheid 1358,59 Euro. Ich habe meine imaginären Freunde nämlich seit nunmehr vier Jahren. Dafür muss man sagen, dass sie sehr pflegeleicht sind. Sie fressen nichts. Nicht mal Leckerli. Brauchen auch sonst keinen Auslauf und verhalten sich so unauffällig, dass ich sie noch nie gesehen habe.“

 

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Schluss mit lustig

Nun schaltete er die RP ein. Aber geholfen hat dies auch nicht viel. Die Stadt ließ sich nicht beirren und beharrt bis heute auf ihren Standpunkt. Das fand Marianus Krall dann langsam nicht mehr so lustig.

 

Ende Juni gab es einen weiteren Termin bei Bürgermeister Pommer – ohne nennenswerte Ergebnisse. In seinem Facebook-Eintrag schrieb er anschließend: „Wir beide hätten das Thema am liebsten vom Tisch, und da muss ich auch mal für Herrn Dr. Pommer in die Bresche springen. Er ist wirklich bemüht, das zu regeln. Er kann sich aber nicht gegen geltendes Recht und nicht gegen die Verwaltung stellen.“

 

Jetzt wird Marianus Krall gerichtlich gegen die Stadt vorgehen.

 

Facebook-Posts mit fremden Hunden

Wie kam die Stadt überhaupt auf den Gedanken, dass Marianus Krall zwei Hunde haben könnte?

Darauf habe er keine Antwort erhalten, erklärt er im Gespräch mit anzeiger24.de: „Die Stadt sagt noch nicht einmal, welche Hunde gemeint sind.“

 

Seine Vermutung: Er hat hin und wieder Fotos von den Hunden seiner Tochter und einigen Freunden auf Facebook gepostet, die zwischendurch mal zu Besuch waren.

Aber diese Besitzverhältnisse dürften sich doch leicht klären lassen, wenn die wahren Halterinnen und Halter ihre Hundesteuer ordnungsgemäß entrichten? „Ich habe der Stadt eine Liste mit allen Hunden und deren Besitzern geschickt, die ich mal gepostet habe“, sagt Marianus Krall.

Trotzdem behauptet die Stadt in einem späteren Schreiben, er habe sich nicht zum Sachverhalt geäußert und sei seiner Mitwirkungspflicht nicht nachgekommen.

 

Was sagt die Stadt dazu?

Das Rathaus selber hält sich bedeckt und beantwortet keine Anfragen von Journalisten. So heißt es lediglich: „Einzelheiten zum konkreten Sachverhalt kann das Amt für Finanzservice nicht veröffentlichen, da diese dem Steuergeheimnis und dem Datenschutz unterliegen. Dies gilt sowohl für laufende als auch für abgeschlossene Verfahren.“

 

Die Stadt lässt es also auf eine gerichtliche Auseinandersetzung ankommen.

Es stellt sich dann die Frage: Wird das Gericht Marianus Krall abnehmen, dass er wirklich keine Hunde hat? Und wer hat hier eigentlich die Beweislast?

 

Kein Wunder, dass sich die Medien über so eine Posse freuen

 

Bericht/Foto: Achim Kaemmerer

 


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