Zwölf Todesopfer im Kreis Mettmann, vier davon per Rad unterwegs – Polizei besorgt
Bundesweit sind im Jahr 2022 laut Statistischem Bundesamt 881 Menschen innerhalb von Ortschaften im Straßenverkehr ums Leben gekommen.
Das sind zwar mehr als im Vorjahr (746 Getötete), aber auch weniger im Vergleich zu den Jahren 2015 bis 2019 mit durchschnittlich 980 Verkehrstoten pro Jahr, berichtet der Marktdaten-Analyst Statista.
Dabei sticht eine Gruppe besonders hervor: Im vergangenen Jahr kamen innerorts 276 Radfahrerinnen und Radfahrer im Straßenverkehr ums Leben – ein Anteil von 31,3 Prozent an allen Todesopfern und „deutlich mehr als Schnitt der Vorjahre“.
Ganz erheblich nahm die Zahl der Todesopfer zu, die auf E-Bikes unterwegs waren. Gleichzeitig seien die Fälle bei „konventionellen Fahrrädern“ rückläufig, erklärt Statista: „Das dürfte daran liegen, dass E-Bikes mittlerweile massenhaft im Straßenverkehr vorkommen. Von 2018 bis 2022 wurden in Deutschland 8,5 Millionen Stück verkauft.“
Und wie sieht es im Kreis Mettmann aus?
Soweit die deutschlandweite Statistik. Doch lässt sich das auf den Kreis Mettmann übertragen?
Die Kreispolizei erläutert in ihrem Jahresbericht: In 2022 gab es 13.174 Verkehrsunfälle; das waren +6,37 Prozent, bzw. 789 mehr als im Jahr 2021 (12.385).
2020 zählte die Behörde 12.125 Verkehrsunfälle, 2019 waren es 14.415. Das Auf und Ab erklärt sich sicherlich durch die Corona-Maßnahmen: Während der Lockdowns waren weniger Menschen unterwegs.
Kreisweit sind 2022 zwölf Menschen tödlich verunglückt (2021: 7 / 2020: 12 / 2019: 9).
In Hilden starb 2022 eine Person infolge eines Verkehrsunfalls (2021: 0 / 2020: 0 / 2019: 0).
Vier der insgesamt zwölf tödlichen Verkehrsunfälle in 2022 betrafen Pedelec- oder Rad-Fahrende, drei davon waren selbst verschuldet, berichtet die Kreispolizei und verzeichnet einen deutlichen Trend: Von 447 (2019) und 431 (2021) auf 552 Verunglückte im Jahr 2022 – ein Anstieg von rund 28 Prozent.
„Pedelec-Unfälle sind derzeit unser Sorgenkind Nummer 1“, erklärte Heiner Mies, Leiter der Direktion Verkehr bei der Vorstellung der Statistik im März 2023.
Die Kreispolizei will daher die Präventionsmaßnahmen verstärken und bietet mit der Verkehrswacht Pedelec-Trainings an oder berät mit den Seniorensicherheitsberatern („ASSe“) an Info-Ständen auf Wochenmärkten.
Den kompletten Jahresbericht 2022 der Kreispolizeibehörde Mettmann mit allen Statistiken und Wissenwertes gibt es hier zum Download.
Was tut die Stadt Hilden für mehr Verkehrssicherheit?
Wir haben bei der Stadtverwaltung Hilden nachgefragt: Welche Maßnahmen werden oder wurden für mehr Verkehrssicherheit auf den Straßen ergriffen?
Zum einen wurden bereits mehrere Fahrradstraßen eingerichtet, weitere sind in Planung.
Als weitere Beispiele nennt das Rathaus:
- die Behebung von Unfallhäufungspunkten zusammen mit Kreispolizei und Kreis Mettmann,
- die Ausweisung von Tempo 30-Abschnitten auf öffentlichen Straßen etwa vor Schulen, Kindergärten usw. oder die Anlage von Fußgängerüberwegen
- sowie diverse Verkehrssicherheitskampagnen:
2015: „Schütz Dich“ (für Unfallursachen sensibilisieren)
2016: Präventionspreis „Der Rote Ritter 2016“
2017 und 2018: Fahrradprojekte des Jugendparlaments („Sloganfahrräder“)
2021: Öffentlichkeitskampagne für mehr Sicherheit für Radfahrende
2023: Aktion „Bleib fair, halte Abstand!“, welche auf den korrekten Seitenabstand beim Überholen von Radfahrern hinweist
Auch ADFC Hilden „in Sorge“
Uns interessiert auch die Einschätzung des ADFC Hilden. Pressesprecher Stephen Seiler erklärt uns: „Wir beobachten den Anstieg an verunglückten Radfahrern in 2022 im Vergleich zu 2021 in Hilden mit Sorge.“ Und im Bericht des Kreises Mettmann seien „nur polizeilich erfasste Unfälle“ aufgelistet: „Leichtere Unfälle ohne Personenschaden oder Beinahe-Unfälle sind hier nicht mit eingerechnet.“
Die meisten Unfälle mit schwerverletzten Radfahrern geschähen „nach wie vor unter Beteiligung des PKW, auch wenn die Alleinunfälle von unsicheren Radfahrern ebenfalls steigen“.
Seiler wünscht sich eine bessere Radinfrastruktur: „Es gibt praktisch keine getrennten Radwege. Entweder fahren die Radfahrerinnen und Radfahrer auf der Fahrbahn zusammen mit KFZ oder auf dem Gehweg mit Fußgängern.“
Eine „einfache Lösung für die Probleme, die über viele Jahrzehnte entstanden sind“, könne es aber auch nicht geben: „Fahrradstraßen sind ein guter Anfang, wenn sie konsequent baulich für KFZ-Durchgangsverkehr gesperrt werden [Anm.d.Red.: Eben daran hapert es, wie wie immer wieder festgestellt haben]. Auf den Hauptstraßen wird eine Umverteilung des Straßenraums zu Gunsten des Radverkehrs (und Fußverkehrs) notwendig werden“.
Der ADFC ist daher auf das Mobilitätskonzept gespannt, das die Stadt derzeit erarbeitet: „Hier werden hoffentlich auch Unfallschwerpunkte für Radfahrer konsequent adressiert.“
Bericht: Achim Kaemmerer
Symbolfoto: GlauchauCity/Pixabay
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