Sirene, Notausrüstung, Ruhe bewahren – Wie sich Stadt und Bevölkerung vorbereiten sollten
Auch über zwei Wochen nach der Starkregen-Schwemme sitzt der Schock bei vielen Betroffenen noch tief. Der Schlamm geht, aber eine Frage bleibt: Was tun, wenn so etwas wieder passiert? Eins ist klar: Warnungen dürfen nicht mehr „in den Wind geschlagen werden“, der Volksmund spricht mal wieder ein wahres Wort aus.
Kann die Warnung verbessert werden? Reicht dazu eine App, oder kommt die „gute alte Sirene“ wieder zurück? In Hilden müsste die veraltete Anlage allerdings modernisiert werden.
Und wenn: Woher sollen die Menschen eigentlich wissen, was in einer Alarm-Situation zu tun ist?
Wir haben bei der Stadt Hilden nachgefragt.
Was empfiehlt die Stadt, bzw. Feuerwehr Hilden den Bürgern, um auf zukünftige Ereignisse wie ein gefährliches Unwetter gut vorbereitet zu sein?
Eine Warnapp ist auf jeden Fall sinnvoll, wie beispielsweise NINA.
Grundsätzlich sollte jeder Haushalt darauf vorbereitet sein, mindestens 48 Stunden ohne Strom und fließendes Wasser auskommen zu können. So sollte man sich präventiv Vorräte zulegen.
Ein Batterie betriebenes Radio und eine Taschenlampe sollte ebenfalls zur Notfallausrüstung gehören.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK) empfiehlt sogar Vorräte für zehn Tage anzulegen. Eine entsprechende Checkliste gibt es hier als Download.
Wahrscheinlich haben die meisten Haushalte einige Konserven, die sie einmal überprüfen könnten.
Die „gute alte“ Warnsirene hat in der öffentlichen Diskussion nun einen neuen Stellenwert bekommen. Wäre nach Einschätzung der Stadt, bzw. Feuerwehr die Sirene als Warnmittel ebenfalls ein gutes Instrument gewesen?
Ja, immerhin ist die Sirene als Warnmittel etabliert. Die jetzige hat allerdings nur einen Ton, der das Signal für „Feuer“ darstellt. Aus diesem Grunde ist mit der Erstellung eines kreisweiten Sirenenwarnkonzept begonnen worden. Dieses Konzept steht, und die ausführende Firma ist beauftragt, das Konzept umzusetzen. In Hilden soll die Fertigstellung zeitnah erfolgen.
Anm. der Red.: Dazu haben wir beim Kreis Mettmann nachgefragt. „Wir halten die Sirenenwarnung für einen unverzichtbaren Baustein bei der Warnung der Bevölkerung„, erklärt uns Pressesprecherin Daniela Hitzemann. „Demzufolge hat sich der Kreis Mettmann bereits vor zwei Jahren mit den kreisangehörigen Städten dazu entschieden, das gesamte Sirenensystem von Grund auf zu erneuern. Ziel ist es, alle Wohngebiete, mindestens aber 90% der Kreisbevölkerung, mit einem Schallpegel von 70 dB/A an den Außenwänden durch Sirenentöne warnen zu können. Alle Sirenen sollen digital von der Kreisleitstelle angesteuert werden.“
Zum aktuellen Sachstand erklärt Daniela Hitzemann: „Zum 1. Juli 2021 befanden sich in neun von zehn Städten im Kreisgebiet 111 Sirenen im Bestand. Der Austausch der alten Sirenen sowie die Installation von 125 neuen Sirenen erfolgt seit Anfang 2021. Aktuell (Stand 15. Juli 2021) sind kreisweit bereits 22 Sirenenstandorte fertiggestellt. Die Erneuerung der Sirenen ist in Mettmann und Monheim bereits weitgehend abgeschlossen. In Erkrath als einziger Stadt, in der aktuell keine Bestandssirenen vorhanden sind, befinden sich neue Sirenen im Aufbau.“
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Was war der Grund, warum sich Hilden am Warntag 2021 nicht beteiligte?
An den Warntagen wird die Bevölkerung mit den richtigen Warn- und Entwarnungstönen vertraut gemacht. Diese Töne können von den Sirenen, die sich noch im Betrieb befinden, nicht wiedergegeben werden. Aus diesem Grunde konnte das Stadtgebiet Hilden aus technischen Gründen an den Warntagen nicht teilnehmen.
Welche Verhaltensregeln gelten für die Bürger, wenn sie beispielsweise bei Unwetter die Sirene hören?
Ganz wichtig: Ruhe bewahren! Sich in Sicherheit begeben, etwa die eigene Wohnung sowie Fenster und Türen schließen, ggf. Personen in der Nachbarschaft warnen und sich informieren. Hierfür eignet sich unter anderem das Radio. Bitte nicht die 112 wählen, diese Nummer ist für Notfälle freizuhalten.
Beispiel: Wenn die Bewohner des Nove-Mesto-Platzes eine Sirene gehört hätten und dann allesamt in die Tiefgarage gelaufen wären, um ihre Autos zu retten, wäre dies sicherlich kein sehr „angemessenes Verhalten“ gewesen, richtig?
Der Verlust von (Wert-)Gegenständen ist zwar ärgerlich, sich dafür in (Lebens-)Gefahr zu begeben ist allerdings nicht angemessen. Sich in die Wohnung zu begeben und Fenster und Türen zu schließen, das wäre eine sichere Variante.
Welche weiteren Maßnahmen sieht die Stadt nun vor, um eine Krisensituation wie das Unwetter vor zwei Wochen besser zu meistern?
Die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung sind davon überzeugt, dass die Stadt Hilden dieses Unwetter gut gemeistert hat. Alle helfenden Einheiten wie Feuerwehr, THW, Stadtwerke, Bauhof, Stadtverwaltung, DRK aus Hilden und weit darüber hinaus haben gut zusammen funktioniert. Natürlich konnte nicht allen so schnell geholfen werden, wie es für Einzelpersonen wichtig gewesen wäre. Mehr dazu…
Aber gegen solch extreme Unwetter gibt es keinen 100%igen Schutz. Schlussendlich werden alle Beteiligten ihre Konzepte kritisch überprüfen und schauen, wo etwas verbessert werden kann.
Über Maßnahmen entscheiden kann letztendlich nur der Stadtrat. Was schlägt die Stadt den Politikern für zukünftige Entscheidungen vor (Stichwort: Bauen/Flächen versiegeln)?
Für die Planungsfragen ist der Stadtentwicklungsausschuss zuständig, insofern kann die Verwaltung hierzu keine Aussage machen.
Fazit der Redaktion: Die Kreis- und Stadtverwaltung haben das Problem erkannt. Bleibt zu hoffen, dass die Sirenen in Hilden beim nächsten Unwetter bereits einsatzbereit sind, und dass die „zeitnahe Fertigstellung“ möglichst bald kommt. Die Bevölkerung muss sich natürlich auch im Notfall entsprechend verhalten.
Richtig handeln im Notfall ist das eine. Die Vorbeugung ist das andere. Hier ist die Politik gefragt und gefordert, sowohl lokal als auch auf Bundes- und Landesebene.
Auch dazu werden wir demnächst einmal nachfragen…
Bericht: Achim Kaemmerer
Fotos: Archiv/anzeiger24.de
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