Neue Kita für das Holterhöfchen: Die etwas seltsame Konstruktion

Infrastrukturgesellschaft soll den Bau übernehmen – doch das Projekt stockt

Es soll das neue Vorzeigeprojekt für die Familienstadt Hilden werden: Im Holterhöfchen plant die Verwaltung eine 1,5-geschossige Kindertagesstätte mit Außenanlage für fünf Gruppen. Ein Projekt mit einem Planungsvolumen von 5,2 Millionen Euro.

 

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Der Stadtrat hat dem Vorhaben bereits im September 2020 einstimmig „grünes Licht“ gegeben. Doch die Umsetzung stockt. Im September 2021 soll eigentlich der Bau starten und November 2022 fertig gestellt sein. Doch dieser Zeitplan ist wohl nicht einzuhalten, räumt der Sozialdezernent Sönke Eichner im Gespräch mit anzeiger24.de ein.

Und das liegt wahrscheinlich auch an dem etwas komplizierten Konstrukt des Projektes.

 

Das Geschäftsmodell IGH

Statt die Kita selber zu bauen, beauftragt die Stadtverwaltung lieber die Infrastrukturgesellschaft (IGH), eine Tochterfirma der Stadt Hilden, die nur mit 5,1% am Stammkapital beteiligt ist. Der andere Gesellschafter ist die Grundstücksgesellschaft Stadtwerke Hilden mbH.

Warum soll nun die IGH das Projekt übernehmen? „Wir haben nicht genug Personal, um das zu leisten“, sagt Sönke Eichner für die Stadtverwaltung Hilden.

 

Und die IGH hat diese Kapazitäten?
Dazu erklärt uns auf Nachfrage der Hildener Baudezernent Peter Stuhlträger: „Die IGH beschäftigt keine hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei der Grundstücksgesellschaft Stadtwerke Hilden mbH beschäftigt. Diese übernehmen Dienstleistungen für weitere Tochtergesellschaften wie die Infrastrukturentwicklungsgesellschaft Hilden mbH und Verkehrsgesellschaft Hilden mbH.“ So entstanden in den „Nuller Jahren“ beispielsweise das Seniorenzentrum an der Hummelsterstraße, die Tribüne der Sportanlage Am Bandsbusch, die Turnhalle Hoffeldstraße, das Kolpinghaus und ein Teil der Feuerwache (die jetzt erneut umgebaut werden soll). „In den letzten Jahren hat die IGH kein Neubauprojekt in Hilden übernommen“, ergänzt Stuhlträger. „Neubauprojekte wurden in den letzten Jahren von den Schwestergesellschaften Grundstücksgesellschaft Stadtwerke Hilden mbH und Wohnungsbaugesellschaft Hilden mbH durchgeführt.“

 

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Nun aber soll die IGH als Generalunternehmer und Bauherr für die neue Kita im Holterhöfchen fungieren. Nach Fertigstellung will die Stadt das Gebäude „schlüsselfertig erwerben“.

Die Verhandlungen darüber laufen aber noch.

 

Was ist jetzt noch zu klären?

In der Ratsvorlage zum Beschluss heißt es: „Sollte es zu keinem Abschluss eines Vertrages kommen, ersetzt die Stadt Hilden der IGH alle im Zusammenhang mit dem Projekt bis dahin entstandenen und nachgewiesenen Kosten.“ Sehr wagemutig, wenn man die Haushaltslage der Stadt bedenkt. Und obendrein übernimmt die Stadt noch die Kosten für die Verkehrsplanung und -infrastruktur auf der vorgesehenen Zufahrtsstraße Am Feuerwehrhaus.

 

Und muss so ein Projekt eigentlich nicht ausgeschrieben werden? „Die 5,2 Millionen Euro liegen noch unter dem Schwellenwert der EU [dieser liegt bei 5.350.000 Euro, Anm. d. Red.]“, sagt Sönke Eichner. „Außerdem wollen wir Fördergelder beantragen.“ Dementsprechend müsse der Vertrag mit der IGH gestaltet werden, sagt der Beigeordnete.

 


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Und wie passt ein solches Großprojekt eigentlich mit der derzeitigen Personalsituation in den städtischen Kitas zusammen? Da verweist die Stadt in der Beschlussvorlage auf die „aktuellen Überbelegungen in allen Kita-Tageseinrichtungen“ und die Entlastung des pädagogischen Personals.

„Wir wollen weg von den kleinen Einrichtungen und hin zu den Groß-Kitas. So können Personalengpässe anders kompensiert werden“, ergänzt Eichner im Gespräch mit anzeiger24.de. Außerdem werde die SPE Mühle die Trägerschaft im Holterhöfchen übernehmen und ihr eigenes Personal stellen.

 

Text: Achim Kaemmerer
Foto: S.Hermann&F.Richter/Engin Akyurt / Pixabay

 


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