JAEB und Hand in Hand e.V.: „Absolut falsches Signal und zynisch“
„Übergangshilfe“ von der Kita zur Grundschule – wichtig oder überflüssig? In der Diskussion um Sparmaßnahmen zur Konsolidierung des maroden Haushaltes ist ein neuer Zankapfel herangewachsen. Während Politik und Verwaltung hier den Rotstift ansetzen wollen, regt sich beim Jugendamtselternbeirat (JAEB) und dem Bildungs- und Erziehungsverein Hand in Hand e.V. der Widerstand.
JAEB: „Nöte und Realitäten des Alltags nicht verstanden“
Der JAEB-Vorsitzende Michael Hirsch-Herda erklärt, worum es geht: „Die Übergangshilfe soll Kindern und Familien den Übergang und das Ankommen in der Schule erleichtern sowie die Lehrer und Lehrerinnen insbesondere für diese Fälle sensibilisieren und in Ihrer Arbeit unterstützen.“
Im letzten Jahr haben 67 Familien an sieben Grundschulen diese Unterstützung wahrgenommen: „Bei ca. neun Kindern pro Grundschule ist im Mittel jede 1. Klasse mit mindestens einem Fall betroffen“, so Hirsch-Herda. Er kann daher nicht nachvollziehen, dass dieses Angebot „von bestimmten Teilen der Politik sogar als überbewertet, nutzlos und völlig überteuert angesehen und der Einfachheit halber lieber diskreditiert wird, als sich mit den Schwierigkeiten der Streichung ernsthaft zu befassen.“
Und dabei sei Hilden mit zwei Stellen á 10 Wochenstunden sogar noch unterversorgt. In vielen Fällen sei „lediglich eine Weiterleitung an andere Stellen, wie etwa an den ambulanten sozialen Dienst“, erfolgt: „Dadurch rutschen nachweislich Fälle durch das System, wodurch die Familien bis zur Einschulung keine ausreichende Hilfe erfahren konnten.“ Dabei steige die Nachfrage weiter –7% im Jahr 2023 und ca. 10% im Jahr 2024.
Die Politik setzt aus Sicht des JAEB „das absolut falsche Signal, indem es Familien, die es ohnehin schwerer haben, alleine lässt und zudem den Schulalltag, den Lernerfolg und das soziale Klassengefüge der Erstklässler insgesamt riskiert“, so Hirsch-Herda. „Zudem empfinden wir es als zynisch, wenn das Programm doch einfach an KiTaleitungen und Lehrer und Lehrererinnen deligiert werden soll, wie von Teilen der Politik gefordert, obwohl die Systeme bereits hochgradig überlastet. Das zeigt uns, dass hier nach wie vor wenig von den Nöten und Realitäten des Alltags verstanden wurde und weiterhin die falschen Prioritäten gesetzt werden.“
Hand in Hand e.V.: „Kein Luxus, sondern existenziell für gerechte Bildungslandschaft“
Dem schließt sich Bekir Arslan vom Bildungs- und Erziehungsverein Hand in Hand e.V. an: „Die ICILS-Studie 2023 und der nationale Bildungsbericht zeigen, dass Deutschland im internationalen Vergleich nur Mittelmaß ist, wenn es um Bildung und Chancengleichheit geht. Besonders deutlich wird dies bei benachteiligten Gruppen, die oft nicht die Unterstützung erhalten, die sie für einen erfolgreichen Bildungsweg benötigen.“
Eine Abschaffung der Übergangshilfe würde „die ohnehin problematische Bildungslandschaft in Deutschland weiter belasten“, so Arslan: „Dieses Erfolgsmodell trägt nicht nur zur Vorbereitung auf die Schule bei, sondern stärkt auch die soziale Integration und den Lernerfolg aller Kinder in einer Klasse. Es darf nicht sein, dass ausgerechnet an einem so wichtigen Punkt gespart wird.“
Der Hand e.V. fordert daher, die Übergangshilfe „nicht nur zu erhalten, sondern auszuweiten. Sie ist kein Luxus, sondern eine essenzielle Unterstützung, die für eine gerechte und erfolgreiche Bildungslandschaft in Hilden unverzichtbar ist. Diese Investition zahlt sich nicht nur kurzfristig aus, sondern hat langfristig positive Effekte für Kinder, Familien und die gesamte Gesellschaft.“
Bericht: Achim Kaemmerer
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