Solarpark: Hitziges Diskussions-Klima

Was planen die Stadtwerke – Warum wollen viele Bürger das nicht?

Es ist schon ein Dilemma: Einerseits sind viele Menschen für mehr Klimaschutz und die „Energiewende“. Doch wenn eine konkrete Maßnahme vorgeschlagen wird, die vor der eigenen Haustür umgesetzt wird und/oder einen Eingriff in die Natur vorsieht, dann hagelt es wieder Proteste. Aktueller Fall in Hilden: Die Stadtwerke arbeiten an einem Plan für einen Solarpark auf einem Acker im Hildener Westen, im Bereich An den Gölden. Am Freitag, 8. November 2024, fand dazu ein zweiter Bürgerdialog im Haus der Stadtwerke/Feuerwehr statt. Die Veranstaltung war üppig besucht, es gab reichlich Informationen, aber die Diskussion blieb hitzig.

Und obendrein hat der BUND-Ortsverband Hilden nun eine Petition gegen das Projekt gestartet.   

Worum geht es?

 

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Die Ausgangslage

Die Bundesregierung und die EU haben das Ziel der „Klimaneutralität“ bis 2045, bzw. 2050 ausgerufen. Der Stadtrat von Hilden hat beschlossen, die Klimaneutralität sogar schon bis zum Jahr 2035 erreichen zu wollen. Das soll durch verschiedene Maßnahmen gelingen, zum Beispiel durch die Verkehrswende, aber auch durch Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien. Und der Bedarf an Strom wird immer weiter steigen, etwa weil in Zukunft mehr E-Autos auf den Straßen erwartet werden und weil Heizungen nicht mehr mit fossilen Brennstoffen, sondern mit Strom betrieben werden sollen (etwa durch eine Wärmepumpe).

„Wir als Stadtwerke stehen deshalb vor einer Herausforderung für die Zukunft und müssen einen kommunalen Auftrag erfüllen“, erklärte Hans-Ullrich Schneider, Geschäftsführer der Hildener Stadtwerke.

 

Wie und wo produzieren die Stadtwerke bereits Strom aus erneuerbaren Energien?

  • Die Stadtwerke Hilden beteiligen sich an drei Windparks in Prützke, Lindtorf und Kemberg
  • Es wurden bereits diverse PV-Anlagen auf städtischen und nicht-städtischen Dächern (etwa Gewerbe und privat) installiert; weitere sind in der Planung. Mehr Hintergrund-Infos dazu gibt es hier.
  • Im Portfolio gibt es das Produkt HildenSolar für Privathaushalte

 

Teile der Stadt können auch durch Fernwärme mit Heizungsenergie abgedeckt werden. Dazu muss aber noch ein entsprechendes Netz eingerichtet (Kommunale Wärmeplanung) werden.

Doch das alles reicht eben nicht. „Die heutige Produktion aus PV-Anlagen deckt lediglich 6,1% des aktuellen Strombedarfs von Hilden ab“, erläuterte Daniel Heuberger, Netz-Centerleiter der Stadtwerke Hilden.

Daher die Überlegung: Auch auf Freiflächen sollen Solaranlagen errichtet werden. Mit dem geplanten Solarpark könnten rund 10% des aktuellen Strombedarfs gedeckt werden.

 

Was ist nun geplant?

Zunächst einmal betonten Stadtwerke-Chef Schneider und der Rathaus-Dezernent Peter Stuhlträger, dass es noch keine Detailplanung gäbe. Es gehe erst einmal darum, dass der Stadtrat einen Auftrag erteilen solle, um überhaupt mit den Planungen zu beginnen. Dieser Auftrag wurde bisher nicht erteilt, auch weil Bürgermeister Claus Pommer erst die Bürgerdialoge durchführen lassen wollte.

 

Sollte der Stadtrat aber das Mandat erteilen, so könnten folgende Szenarien realisiert werden:

  • Errichtung eines ca. 6,7 Hektar großen Solarparks
  • Das Grundstück gehört der Stadt und wird von der Landwirt-Familie Fengler gepachtet, um Getreide anzubauen. Als Kompensation soll sie eine andere Fläche erhalten.
  • Der Boden werde nicht versiegelt, wie manche Kritiker zunächst annahmen. Regenwasser könne versickern, auch könnten sich Tiere unter der Anlage tummeln.
  • Der Solarpark könne einen Jahresertrag an Strom für rund 9.900 Mwh erzeugen, das könne für etwa 3.000 Haushalte reichen.
  • Außerdem könnte eine Genossenschaft gegründet werden, an der sich alle Interessierten beteiligen könnten, d.h.: man kann Anteile an der Anlage erwerben und bei Gewinn eine Rendite erhalten.
    Als Gastreferent stellte Michael Grill, ein ehemaliger Stadtwerke-Manager und jetziger Vorsitzender einer Energiegenossenschaft in Schwerte, ein ähnliches Modell vor. Dort wurde beispielsweise eine große PV-Anlage auf dem Dach einer Industriehalle errichtet.
  • Die Stadtwerke verfügen zwar auch über ein anderes Grundstück an der Bahntrasse, dieses sei aber technisch nicht geeignet, erklärte Daniel Heuberger von den Stadtwerken. 

 

Rottler-Streier

 

Was kritisierten die Besucherinnen und Besucher?

  • Schön und gut, meinten einige Zuhörerinnen und Zuhörer, aber: „Sie haben uns bisher nur die Vorteile benannt. Was ist denn mit den Nachteilen?“
  • Außerdem sei Hilden ohnehin schon überwiegend bebaut. Dass jetzt noch ein weiteres Fleckchen unbelasteter Natur überplant wird, missfiel vielen Anwesenden.
  • „Warum macht man das nicht einfach wie in Schwerte – PV-Anlagen auf Dächern von Firmen?“, wollte ein Zuhörer wissen. Es gäbe auch noch so viele Parkplätze, zum Beispiel bei Hardeck, meinte eine weitere Besucherin.
    Das stimme zwar, aber viele Firmen nutzen die Dächer für ihre eigene Stromerzeugung, entgegnete der Beigeordnete Stuhlträger. Dennoch werde die Stadt alle Möglichkeiten prüfen und Gespräche führen.
  • Wenig Verständnis gab es auch zum Flächentausch für den Getreide-Landwirt. Denn einerseits wurde bisher auf der vorgesehenen Ersatzfläche Spargel angebaut. Außerdem weiden dort Pferde – wo sollen die dann hin?
  • Der nächste Zuhörer kritisierte, PV-Anlagen würden sehr viel Abwärme erzeugen, was der Natur schaden könne.
  • Außerdem befinde sich das Gelände in einem Wasserschutzgebiet, meinte die nächste Zuhörerin. Auch das werde in weiterführenden Gesprächen geklärt, antwortete Stadtwerke-Chef Schneider: „Das sind ja auch unsere Anlagen, die werden wir nicht gefährden.“
  • Eine weitere Anwohnerin fragte: „Wenn diese Anlage nur 3.000 Haushalte versorgen kann – was kommt denn dann noch?“

 

So richtig überzeugt waren viele Anwesende also nicht. Klimaschutz ist nun auch auf lokaler Ebene in Hilden zum Politikum geworden.

Der BUND Hilden organisiert nun zwei Infostände für seine Petition an den Samstagen 16. und 23. November 2024, jeweils von 11 bis 15 Uhr am Bahnübergang Karnaper Straße/Bolzplatz. 

 

Bericht: Achim Kaemmerer

Fotos: Archiv anzeiger24.de / J.Gastmann/Pixabay

 


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