Von der Flucht ins Berufsleben: Bilanz zum Hildener 3-Phasen-Modell

Praktische Hilfe statt Bürokratie: Wie Ehrenamt und Unternehmen zusammenarbeiten, um Geflüchtete in den Arbeitsmarkt zu holen

Eigentlich ist die Idee ja ganz einfach und auch effektiv. Hilden macht es vor, vielleicht können andere Städte dem Beispiel folgen: Auf der einen Seite stehen die Unternehmen, die händeringend Fachkräfte oder Auszubildende suchen – auch mit Migrations- und Fluchthintergrund. Auf der anderen Seite stehen die Geflüchteten, die eine Arbeit suchen – doch oftmals an den bürokratischen Hürden in deutschen Amtsstuben scheitern oder verzweifeln. Die Stadtverwaltung Hilden hat einen weniger formellen Weg entwickelt und zieht nun eine erste Bilanz.

Das Projekt nennt sich 3-Phasen-Modell: Statt Sachbearbeiter in der Arbeitsagentur begleiten hier ehrenamtliche Mentorinnen und Mentoren die Arbeitssuchenden – „Mentees“ genannt – bei ihrem Gang durch die Institutionen.

 

Im März 2024 ist das Leuchtturm-Projekt gestartet. Zum Jahresende zieht die Stadt Hilden eine erste Bilanz. Wir haben nachgefragt.

 

Rottler-Streier

 

Wie funktioniert das Modell?

14 Mentees und zwölf Mentorinnen und Mentoren haben sich für das 3-Phasen-Modell gemeldet und ein dreistufiges Verfahren durchlaufen:

 

  • Phase 1: Screening / Vorbereitungsphase
    Es werden die Motivation, die Sprach- und Kulturkenntnisse, rechtlichen Voraussetzungen, Qualifikationen und Soft Skills erfasst und überprüft.
  • Phase 2: Assessment / Umsetzungsphase
    Die Potenziale und die fachlichen Fähigkeiten werden herausgearbeitet, eine Bewerbungsmappe erstellt und Vorstellungsgespräche geprobt. Auch werden Praktikumsplätze vermittelt.
  • Phase 3: Matching
    Überleitung zu einem Praktikum, konkreten Jobangebot oder zu einer Ausbildung sowie Stabilisierungsprozess

 

Und wie gut hat das geklappt?

Die Stadt Hilden berichtet uns von drei positiven Beispielen

  • Ein Vater aus Afghanistan, der als Ortskraft nach Deutschland gekommen ist, konnte zum 1. August 2024 eine Ausbildung bei einem weltweit agierenden Unternehmen zum Groß- und Einzelhandelskaufmann beginnen. In Afghanistan war er als Übersetzer für die Bundeswehr tätig. Hier in Deutschland lernte er schnell die deutsche Sprache (B2).
  • Eine Mutter aus der Ukraine, die nicht wieder in ihrem Beruf als Deutschlehrerin arbeiten kann, konnte kurzfristig als Büromanagerin in einem IT-Unternehmen eingestellt werden.
  • Ein junger Mann aus Afghanistan absolvierte ein Praktikum im IT-Bereich, woraufhin er für das Jahr 2025 einen Ausbildungsplatz in Langenfeld angeboten bekam. Ursprünglich lebte er mit vier weiteren Personen in einer Notunterkunft, was das Erlernen der deutschen Sprache erschwerte. Mit Hilfe des Mentors und des Amtes für Jugend, Soziales und Integration konnte er zwischenzeitlich eine eigene 1-Zimmer-Wohnung beziehen.

 

Und gab es auch negative Erfahrungen? Nein, erklärt uns die Stadt Hilden auf Nachfrage. Es habe keine Abrüche oder dergleichen gegeben.

 

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Wie geht es nun weiter?

Das Unternehmen QIAGEN unterstützt den Prozess finanziell mit 5.000 Euro für die Jahre 2024 und 2025, die als Aufwandsentschädigung für die ehrenamtlichen Mentorinnen und Mentoren gedacht sind. 

QIAGEN habe außerdem bereits signalisiert, dass Projekt auch weiter unterstützen zu wollen, teilt uns das Rathaus mit: „Die Stadt ist jedoch dankbar für weitere Förderungen, um das Projekt WIR2 zum Job langfristig absichern zu können.“

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Anja Voß, Leiterin des Amtes für Jugend, Soziale Dienste und Integration (l.), Sozialdezernent Sönke Eichner und Projektkoordinatorin Rachida El Khanbachi haben das 3-Phasen-Modell ins Leben gerufen.

Archivfoto: anzeiger24.de

 

Unternehmen, interessierte Mentorinnen und Mentoren oder auch Sponsoren, die mit einer Beteiligung liebäugeln, können sich bei der Stadt Hilden unter projekte@hilden.de melden.

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Fotos: Stadt Hilden / KI generiert mit Adobe Firefly

 


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