Wegfall Linie 783 im Hildener Osten: „Ich glaub, mich streift ein Bus“

Rotstift beim ÖPNV: Reichlich Gegenwind für den Vorschlag der Verwaltung

„Ich glaub, mich streift ein Bus“, sagt der Volksmund, wenn etwas „unfassbar unverständliches“ vor sich geht. Und der Spruch dürfte in diesem Fall passen: Ein Mobilitätskonzept für mehr Klimafreundlichkeit im Stadtverkehr, gleichzeitig aber den Rotstift bei einer Buslinie ansetzen? Das können viele Menschen in Hilden und auch in der Nachbarstadt Solingen nicht nachvollziehen.

Worum geht es?

 

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Die Verwaltung schlägt „aufgrund der problematischen Haushaltslage“ überall Einsparpotentiale zu suchen – auch im ÖPNV. In den Fokus gerückt ist dabei die Linie 783 (Dorotheenviertel – Industriegebiet West – Bahnhof – An der Gabelung – Solingen Hbf). Angedacht ist, zum Fahrplanwechsel Anfang 2025 den Linienweg auf der Walder Straße abzukappen, da dort auch die Linie 782 verkehrt. 

Das könnte eine Einsparung – laut einer Schätzung – von 80.000 Euro bringen – allerdings erst ab 2027.
Dies sei eine „zumutbare“ Maßnahme, erklärt die Stadt in ihrer Stellungnahme, auch für viele Schüler.

Erwartungsgemäß sehen das viele Betroffene anders.

 

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Grüne: „Umsteigen bedeutet Zeitverlust“

„Das kann und darf nicht sein“, meint beispielsweise Leon Kröck, mobilitätspolitischer Sprecher der Grünen Ratsfraktion in Solingen. „Es ist zwar richtig, dass es Parallelverkehre gibt. Aber wir wissen aus dem eigenen Erleben ebenso wie aus Verkehrsstudien: Umsteigen bedeutet Zeitverlust, und Zeitverlust ist in dieser schnelllebigen Zeit das stärkste Argument gegen die Nutzung des ÖPNV.“

  

Stadt Solingen: „Umsetzung des Nahverkehrsplans unmöglich“

Ebenso wenig begeistert äußert sich der Beigeordnete Andreas Budde von der Stadt Solingen in einer Stellungnahme: Bei einer Kappung der Linie 783 „verschlechtert sich die ÖPNV-Anbindung“ zwischen Hilden und dem Ohligser Unterland und dem Vogelpark, heißt es: „Die Linie erfüllt außerdem im interkommunalen Schülerverkehr zu den weiterführenden Schulen in Solingen-Wald eine wichtige Funktion. Hier müssten ggf. Ersatzverkehre eingerichtet werden.“

 

Der Solinger Nahverkehrsplan sieht zudem eine Neustrukturierung für die Erschließung des Ohligser Cityrings vor. Ein Verzicht der 783 würde die Umsetzung „unmöglich machen“; das ganze Konzept müsste überarbeitet werden.

Und überhaupt: Vor dem Hintergrund der „angestrebten und benötigten Verkehrswende“ hätte die Maßnahme eine „verheerende Signalwirkung“, so Budde.

 

Rheinbahn: „Kappung hat Auswirkungen auf Anschlüsse“

Die Rheinbahn sieht noch andere strukturelle Probleme: Durch die Angebotsverringerung würde „ein Fahrzeug frei“ werden, heißt es in der Stellungnahme. Das bedeutet aber auch: „An der angedachten neuen Endhaltestelle An der Gabelung besteht für unsere Fahrzeuge keine Möglichkeit, die Pause zu verbringen oder länger zu stehen. Dementsprechend müssten die wendenden Fahrzeuge sofort nach Ankunft wieder zurück zum Dorotheenviertel fahren.“ Das hätte Auswirkungen auf die Anschlüsse zur Linie 784 und führe – etwa für die Mitarbeiter der Einrichtungen zu „langen Wartezeiten an der Horster Allee“.

Auch würde sich die Fahrzeit zwischen dem Hildener Osten und Zentrum um fünf Minuten verlängern.

Und: Die Linie 782 würde durch den Wegfall in den Spitzenstunden und im Schülerverkehr überlastet.

 

Kreis Mettmann: „Plan würde Mobilitätswende konterkarieren“

Zuguterletzt meint auch Dr. Stephan Kopp, Technischer Dezernent in der Kreisverwaltung Mettmann: Der Vorschlag würde „die gemeinsamen Bemühungen zur Hinwirkung auf die Mobilitätswende konterkarieren“. Die hohen Fahrgastzahlen „zeugen von der Bedeutsamkeit und dem Erfordernis einer dichten ÖPNV-Bedienung in diesem Korridor“. Nicht nur „Komfort, sondern auch eine dichte Taktung“ würden aufgegeben, was „zu einem Rückgang der ÖPNV-Nutzung führen könnte“.

 

Also: Die Stadt bekommt reichlich Gegenwind für ihren Vorschlag. Geht die Vorlage nun zurück ins Depot…?

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Archivfoto: anzeiger24.de

 


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