Ärger um Sportstätten-Holding: CDU und SPD erteilen Rückführung ins Rathaus eine Abfuhr

Antrag von FDP, Grüne und BA wurde erwartungsgemäß abgelehnt – leidenschaftliche Diskussion

Das Ergebnis war erwartbar. Aber die Diskussion um Sinn und Zweck der vor einem Jahr eingeführten Stadt Hilden Beteiligungsgesellschaft mbH (SHB) hat dadurch erst richtig Schwung bekommen: Wie berichtet, haben FDP, Grüne und Bürgeraktion (BA) am Mittwoch im Stadtrat beantragt, dass sich wieder die Stadtverwaltung um Themenbereiche wie Bewegungs- und Gesundheitsförderung sowie Sport- und Vereinsangelegenheiten kümmern soll.

Die drei Fraktionen sind unzufrieden, weil bislang keine Projekte und Förderprogramme realisiert worden sind, und meinen, das städtische Sportbüro solle wieder – wie früher – diese Aufgaben übernehmen.

 

Das sah die überwiegende Mehrheit von CDU und SPD im Stadtrat aber ganz anders – der Antrag wurde abgelehnt.

Zuvor gab es eine leidenschaftliche Debatte.

FDP: „Politik muss Fehler eingestehen und zurück drehen“

Ratsfrau Marianne Münnich (Grüne) fühlt sich bestätigt, dass sie bei der finalen Abstimmung nicht für die SHB votierte: „Man hat uns zugesagt: es werde sich nichts ändern. Die Politik könne mitgestalten. Doch jetzt liegt vieles brach oder hat nicht mehr stattgefunden. Gerade nach der Pandemie wären Bewegungsabgebote wichtig gewesen.“

Außerdem haben sich die zwei Mitarbeiterinnen aus dem Sportbüro, die von der SHB übernommen worden sind, ins Rathaus zurück versetzen lassen. „Das zeigt uns: hier liegt einiges im Argen“, so Münnich.

Rudolf Joseph (FDP) ergänzte, die Betreuung der Vereine laufe „desolat“: „Die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer haben einen guten Service der Verwaltung verdient. Doch das Sportbüro ist so gut wie nicht mehr zu erreichen.“

Er kritisierte außerdem die Intransparenz bei der Personalbesetzung: „Wir wollen keinen doppelten Personalstamm bei der SHB – das ist Schattenhaushalt. Das war nicht die Grundlage unserer Abstimmung. Dienstleistungen sollten von außen eingekauft werden. Angeblich gibt es sechs aktive Mitarbeiter. Wo sind die, was machen die, und wer bezahlt die?“

Die Politik müsse nun „die Größe und das Format besitzen, sich einzugestehen, dass etwas zurück gedreht wird, wenn etwas nicht funktioniert“, so Joseph. Jetzt sei der geeignete Zeitpunkt dafür, die alten Strukturen wiederherzustellen.

 

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Fraktionskollege Uwe Gramminger gab zu bedenken: „Dass zwei Mitarbeiterinnen die Option für die Rückführung ins Rathaus gezogen haben, sollte uns nachdenklich machen. Sie waren die haupttragende Stützen des Sportbüros, fühlten sich aber bei der SHB wohl nicht gut aufgehoben.“

Jetzt dümpele alles vor sich hin, und im Juni werde es den „ersten Aufschrei der Vereine“ geben, wenn die Rechnungen für die bisherigen Dienstleistungen eintrudeln.

 

Ludger Reffgen (BA) meinte ebenfalls: „Die Erfahrungen aus dem letzen Dreivierteljahr ermuntern keineswegs zum ‚Weiter so‘.“ Es gäbe einfach zu viele Defizite – aus eigener Beobachtung oder durch Berichte, die der Politik zu Ohren kommen. Man solle „bewährte Strukturen weiter entwickeln, aber nicht zerschlagen“. Die Politik möchte nicht einfach „Berichtsempfänger“ der SHB sein, sondern „politische Gestaltung und operatives Management miteinander verzahnen“.

 

CDU: „Bin fassungslos“

Das alles wollten CDU und SPD aber nicht so stehen lassen: Christdemokrat Rainer Schlottmann meinte, das Sportbüro sei aus steuerlichen Gründen bei der SHB angesiedelt worden: „Wenn jetzt moniert wird, dass das Sportbüro in letzter Zeit nicht funktioniert hat, dann ist das ein Bashing der Mitarbeiterinnen.“

Es waren dieselben, die vorher im Sportbüro im Rathaus gearbeitet haben – die Arbeit sei vorher und nachher „gut“ gewesen: „Wenn jetzt etwas nicht funtioniert, kann man das nicht der SHB vorwerfen.“

Er könne auch nicht erkennen, dass politische Initiativen aufgrund der geänderten Strukturen nicht mehr möglich gewesen seien.

 

Fraktionskollegin Susanne Brandenburg zeigte sich „fassungslos“ und habe kein Verständnis für die Vorwürfe.

Es sei nicht Sache der Politik zu spekulieren, warum die beiden Mitarbeiterinnen die Option auf Rückkehr gezogen haben.

FDP, Grüne und BA wollten „etwas, was hier aufgebaut werden soll einfach torpedieren“, so Brandenburg. „Wir haben eine Entscheidung getroffen, die SHB muss jetzt arbeiten, und das tut sie auch.“

 

Dominik Stöter (SPD) meinte, die Förderprogramme seien bei der SHB „am besten möglich“.

Außerdem: Die Aufgaben der beiden Mitarbeiterinnen könne niemand im Rathaus übernehmen – „die Stellen sind dafür nicht mehr da [Anm.d.Red.: Die Stadt hat uns auf Nachfrage mitgeteilt, dass die beiden Kräfte nun „andere, angemessene und adäquate Aufgaben“ wahrnehmen werden. Das Sportbüro an sich gibt es aber nicht mehr].“

 

Die derzeitigen Probleme könne auch die Verwaltung nicht lösen, z.B. Schwimmzeiten für Vereine.

Und es werde derzeit eine Stelle für einen Referenten, eine Referentin ausgeschrieben: „Das wird für eine Verbesserung sorgen“, ist sich Stöter sicher. „Eine Rückführung von heute auf morgen ist ohnehin nicht möglich. Wir sollten uns lieber auf das verlassen, was gerade entsteht.“

Und was sagen die Vereine?

Die Politik hat sich also vorerst mehrheitlich festgelegt.

Doch was ist mit denen, die eigentlich die „Zielgruppe“ der SHB sind – nämlich die Vereine?

Auch beim Stadtsportverband (SSV) wächst die Ungeduld.

Beim Vorsitzenden Harald Noubours trudeln Beschwerden von Vereinen über die mangelhafte Reinigung in den Hallen ein.

 

Nun hat der SSV eine Umfrage bei den Hildener Vereinen gestartet: Wie zufrieden sind sie bisher mit den Leistungen des SHB? Auf die Rückläufe und Auswertung kann man gespannt sein.

Noubours will aber noch „den Ball flach halten“, denn: „Die SHB hat eine Chance verdient.“

So viel sei aber auch klar: „Wenn sich bis Ende des Jahres nichts verbessert, werden wir lauter.“

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: Archiv anzeiger24.de / OpenClipArt/Pixabay

 


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