Ausbau der Feuerwache gestoppt: Projekt auf Prüfstand

Neue Erkenntnisse – neue Planung: 135.828 Euro bereits ausgegeben

Diese Nachricht dürfte bei vielen Beschäftigten der Hildener Feuerwehr zumindest für Stirnrunzeln gesorgt haben: Die Erweiterung der Feuerwache dürfte nicht nur teurer werden, sondern sich auch noch hinziehen und verzögern.

 

Denn in der vergangenen Woche wurde über einen Bericht in der RP bekannt, dass Bürgermeister Claus Pommer und seine zuständige Dezernentin Mona Wolke-Ertel das ganze Vorhaben vorerst gestoppt haben.

Grund: Neue Erkenntnisse und neue bauliche Vorgaben. Die bisherige Raumplanung reiche weder für die Fahrzeuge noch für das Personal aus.

 

Was ist da los? Was bedeutet das nun – vor allem finanziell?

 

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Worum geht es?

Im Juni 2021 hat der Stadtrat die Planung verabschiedet.

Hier gibt es die Details…

Die Erweiterung sei notwendig, weil sich der Raumbedarf (Ruheräume, Schwarz-Weiß-Bereich, Sportraum, Planspielraum, Schulungsraum, Wäscheraum etc.) erhöht habe. 

 

Wieso stimmt die Planung von vor zwei Jahren plötzlich nicht mehr?

 

Feuerwehr braucht mehr Räume und mehr Freiwillige

Ein neuer Brandschutzbedarfsplan des Kreisbrandmeisters aus dem Mai 2023 fordere nun, „deutlich mehr Personal“ bei der Freiwilligen Feuerwehr, aktuell sind es 119 Mitglieder. „Für einen solchen Personalzuwachs sieht die bisherige Planung (Aufsatteln auf dem Bestandsgebäude) keinen ausreichenden Puffer vor“, sagt uns die Verwaltung auf Nachfrage.

Doch wie viele Freiwillige mehr müssten es denn sein? „Eine konkrete Zahl wurde nicht genannt“, erklärt uns das Rathaus.

 

Bei den hauptamtlichen Feuerwehrleuten seien aber derzeit alle Stellen besetzt. Lediglich im Rettungsdienst sei aktuell eine Stelle als Notfallsanitäter (m/w/d) ausgeschrieben.

 

Zu wenig Platz für die Fahrzeuge

Zudem gäbe es „neue Anforderungen im Arbeitsschutz“, denn: „In der bestehenden Fahrzeughalle des Rettungsdienstes sind nach heute geltenden Normen die Abstände zwischen RTW-Front und Tor sowie RTW-Heck und Wand zu gering und die Stellfläche unzureichend groß.“

Um die unzureichenden Abstände zu kompensieren, werden zum Beispiel die Fahrzeuge außerhalb der Rettungsdiensthalle gereinigt und einsatzbereit gemacht. „Auf Grundlage dieser Absprache [mit dem Arbeitsschutzberater] wurde 2022 der Planungsauftrag erteilt„, sagt das Rathaus. „Erst seit Juli 2023 liegen die verbindlichen Einschätzungen des Beraters für Arbeitsschutz vor, dass die Kompensationen nicht ausreichen.“

 

Außerdem gäbe es eine „Gas- und Energiemangellage“, erklärt uns das Rathaus: „Beispielsweise ist in Zukunft eine deutlich erweiterte unabhängige Notstromversorgung vorgesehen.“

 

Wer plant das Projekt?

Für das Projekt hat die Stadt Hilden mehrere Planungsbüros für Architektenleistungen sowie Fachplanungsleistungen für Elektrotechnik, Heizung, Lüftung, Sanitär, Feuerwehrtechnik, Statik und Brandschutz beauftragt.

Außerdem war die Feuerwehr in die Planung eingebunden und als Auftraggeber tätig.

 

Sind jetzt in diesem Gremium irgendwo Planungsfehler entstanden, möchten wir wissen.

Antwort: „Um den bisherigen Planungsprozess zu bewerten, hat Bürgermeister Claus Pommer das Beratungs- und Prüfungsamt gebeten, den Sachverhalt zu prüfen. Die beauftragten Architekten und Fachplaner haben die Planung auf Basis des fortgeschriebenen Raumprogramms durchgeführt.“

 

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Explodieren die Kosten?

Was ist nun mit den bisher entstandenen Planungskosten?

Die Stadt erklärt uns: „Bisher wurden von den Planungsbüros Leistungen im Wert von 135.828 Euro erbracht und abgerechnet. Beauftragt sind noch Leistungen im Wert von weiteren 187.624 Euro. Diese Leistungen sind teilweise noch nicht erbracht. Die Verwaltung spricht mit den Planungsbüros ab, ob die offenen Leistungen noch zu erbringen sind und abgerechnet werden müssen.“

 

Nach der Kalkulation aus 2021 sollen die Gesamtkosten der Erweiterung 7.940.450 Euro kosten. Ob das noch einzuhalten sein wird?

„Eine verlässliche Aussage zur Kostenentwicklung kann erst getroffen werden, wenn eine neue Kostenberechnung auf Basis des aktualisierten Raumprogramms erstellt worden ist“, sagt uns das Rathaus.

Jetzt muss also teilweise neu geplant werden. Bedeutet das nun, dass alle bisherigen (bezahlten) Leistungen nicht mehr oder kaum noch für die Umbaupläne verwertet werden können? Sind die 135.828 Euro, oder ein Teil davon, also „verschwendet“?

 

Nein, sagt uns die Stadt: „Insgesamt können Planungsergebnisse teilweise oder vollständig auch für einen neuen Entwurf verwendet werden. So sind Bodengutachten und Verkehrsgutachten auch für einen anderen Entwurf vollständig verwendbar. Teilweise lassen sich auch andere Planungsergebnisse auf einen neu zu erarbeitenden Entwurf übertragen: u.a. Trafo-Anschlusswerte, Aufzugstechnik, Netzersatzanlage, Feuerwehrtechnik und Gebäudeautomation. Auch die Grundlagen hinsichtlich Heizung, Lüftung, Trinkwasserhygiene sind verwertbar. Insofern ist durch Weiternutzung von Planungsergebnissen damit zu rechnen, dass der jetzt kommunizierte Stopp nicht dazu führen wird, dass sämtliche Leistungen umsonst gezahlt wurden. Die Differenz kann aktuell noch nicht beziffert werden.“

 

Fall wird jetzt überprüft

Das Rechnungsprüfungsamt hatte im Sommer 2021 noch „keine Bedenken“ zu den Planungen geäußert; allerdings müssten auch die „dynamischen Preisentwirklungen“ berücksichtigt werden.

 

Bedeutet die neue Entwicklung nun, dass sich das Rechnungsprüfungsamt die Angelegenheit noch einmal ansehen wird?

Antwort der Stadt: „Sobald der neue Planungsprozess soweit fortgeschritten ist, dass eine neue Kostenberechnung erarbeitet ist und dem Rat zur Beratung und Beschluss vorgelegt werden kann, wird das Beratungs- und Prüfungsamt hierzu Stellung nehmen.“

Aber sicherlich werden die Ratsmitglieder jetzt auch noch einige Fragen haben.

 

Und wie geht es nun weiter?

„Feuerwehr und Baubereich stehen in engem Austausch, um schnellstmöglich ein neues Raumprogramm zu entwickeln. Darauf aufbauend werden die Potentiale des aktuellen Standortes bewertet“, sagt uns die Stadtverwaltung.

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto/Collage: Archiv anzeiger24.de / TheDigitalArtist/Pixabay

 


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