Bauhof-Fuhrpark: Stadt will alternative Antriebe für Müllfahrzeuge

Werden dadurch die Müllgebühren steigen?

Wie so oft: Viele Menschen sind für Klimaschutz. Aber nur, solange es nicht an den eigenen Geldbeutel geht.

Ein neues Beispiel: Die Stadt Hilden will, dass neu angeschaffte Müllsammelfahrzeuge vollelektrisch angetrieben werden. Der Finanzausschuss hat am 14. Juni 2023 diesem Vorschlag der Verwaltung zugestimmt. Im Stadtrat am 21. Juni folgt die finale Abstimmung.

Im Haushalt 2023 wurden bereits die Mittel für den Kauf eines alternativ angetriebenen Hausmüllsammelfahrzeugs im Wert von 1 Million Euro veranschlagt.

 

Warum diese Umstellung?

„Seit dem 2. August 2021 müssen öffentliche Auftraggeber das Gesetz über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge (Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz – SaubFahrzeugBeschG) berücksichtigen“, erklärt die Verwaltung in der Abstimmungsvorlage. Das Gesetz gilt für Beschaffungen oberhalb des Schwellenwertes von 214.000 Euro.

 

Der durchschnittliche Dieseltreibstoffverbrauch bei der städtischen Fahrzeugflotte liegt bei ca. 200.000 Litern. „Es ist im Interesse aller Beteiligten, die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren“, heißt es weiter. Die Stadt Hilden will bis 2035 „klimaneutral“ sein, daher sei „eine weitergehende Dekarbonisierung des städtischen Fuhrparks erforderlich“.

 

Es gibt nun verschiedene „alternative“ Antriebsarten.

 

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Vollelektrischer Antrieb

Die Stadtverwaltung empfiehlt den „vollelektrischen“ Antrieb: „Im Bereich der Müllfahrzeuge gibt es eine Handvoll Hersteller, die derzeit ein vollelektrisches Müllfahrzeug mit der notwendigen Zuladung, liefern können.“

Allerdings müssten ein paar technische Voraussetzungen geschaffen werden, da „das auf dem Bauhof vorhandene Stromnetz mit der letzten Ersatzbeschaffung (Elektrofahrzeug der Schreinerei) zu 100% an seiner Leistungsgrenze angelangt ist.“

 

Synthetische Kraftstoffe

Möglich wäre auch die Nutzung von synthetischem Dieselkraftstoff (Hydrotreated Vegetable Oil, „hydriertes Pflanzenöl“, HVO 100), nicht zu verwechseln mit den viel diskutierten eFuels.

Der Zentrale Bauhof hat ein entsprechendes Müllfahrzeug getestet.

Das Ergebnis: „Negative Auswirkungen auf die innermotorische Verbrennung sowie auf die Leistung des Fahrzeugs können ausgeschlossen werden. Die Messung der Abgaszusammensetzung hat ergeben, dass der CO2-Ausstoß und die NOX-Werte sich leicht verbessert haben. Mit dem ersten Testbetrieb konnten somit bereits jetzt 2,7 t CO2 der ursprünglichen 3 t CO2 eingespart werden.“ Bei einem flächendeckenden Einsatz im Zentralen Bauhof könnten beim jährliche Ausstoß 90% der regulär erzeugten ca. 600 t CO2 Klimagase eingespart werden.

 

Wasserstoff

Ebenfalls im Gespräch sind Wasserstoff-betriebene Fahrzeuge. Allerdings meint die Verwaltung dazu: „Grundsätzlich bestehen weiterhin die Problematik bei der fehlenden Marktreife, der fehlenden Infrastruktur sowie der überschaubaren Fahrzeugauswahl. Aktuell ist noch von einer erhöhten Ausfallquote von Wasserstofffahrzeugen auszugehen.“

 

Was bedeutet das für die Müllgebühren?

Die Verwaltung hat nun durchgerechnet, welche Antriebsart zu Mehrkosten führen könnte.

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Man beachte die vierte Zeile von unten: Die Gebühr für Restmüll pro Liter würde von derzeit 1,36, bzw. 1,37 Euro (konventionelles Müllfahrzeug) auf 1,65 Euro (Müllfahrzeug mit Elektroantrieb mit Förderung), bzw. 1,82 Euro (Müllfahrzeug mit Elektroantrieb ohne Förderung) oder 1,86 Euro (Müllfahrzeug mit Wasserstoffantrieb mit Förderung) oder 2,07 Euro (Müllfahrzeug mit Wasserstoffantrieb ohne Förderung) ansteigen. Also knapp 20 bis 70 Cent mehr pro Liter.

 

Der synthetische Kraftstoff HVO 100 ist ca. 20 Cent teurer als herkömmlicher Kraftstoff, ergänzt die Verwaltung, die deshalb mit einem „jährlichen Mehraufwand von 40.000 Euro“ kalkuliert. Hinzu kommen Baukosten für die Tankinfrastruktur in Höhe von ca. 45.000 Euro: „Wenn ein Umstieg von der Verwaltung angestrebt werden soll, müssten die entsprechenden Finanzmittel im Haushalt 2024ff bereitgestellt werden.“

 

Der Finanzausschuss hat nun zunächst die Freigabe für die vollelektrischen Fahrzeuge erteilt.

 

Bürgeraktion fürchtet neue Belastung bei den Gebühren

Die Fraktion der Bürgeraktion (BA) wird wohl bei der finalen Abstimmung im Rat dagegen stimmen. Ratsherr Ludger Reffgen warnt vor „neuen Belastungen für private Haushalte und vor übereilten Beschlüssen“.

Die umweltpolitische Sprecherin Doris Spielmann-Locks ist zwar auch für klimafreundliche Alternativen und E-Mobilität. Aber nicht, wenn die Gebühren dadurch „in die Höhe schnellen“.

 

Die BA-Fraktion will beispielsweise wissen, „ob die sehr teure, noch junge Technologie im Hinblick auf ‚Kinderkrankheiten‘ ausgereift ist.“

Und: „Die Marktlage für ein neues Produkt schlägt sich in der Regel in hohen Preisen nieder“. Die BA bezweifelt, „ob vor dem Hintergrund, dass sich im kommunalen Bereich Nutzfahrzeuge mit alternativem Antrieb einer erhöhten Nachfrage erfreuen, der Umstellungszeitpunkt auf ein vollelektrisches Müllfahrzeug wirtschaftlich optimal gewählt ist.“ 

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto/Collage: Archiv anzeiger24.de / succo/Pixabay

 


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