Fahrten nach Düsseldorf zu teuer – Was sagt der VRR?

Hildener Resolution: Tarife sollen gerechter werden – wird das Anliegen erhört?

Da waren sich Bürgermeister Claus Pommer und alle Ratsfraktionen mal einig: Eine Fahrt mit Bus und Bahn nach Düsseldorf und andere Nachbarstädte ist viel zu teuer.

Daher hat der Stadtrat eine Resolution verabschiedet, die Pommer vorbereitet hatte: Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) solle das Tarifsystem reformieren und „gerechter“ gestalten. Vertreter des Kreises Mettmann sollen „in diesem Sinne“ bei den VRR-Gremien „tätig werden“.

 

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Wie überteuert und „ungerecht“ das System ist, erklären wir hier…

 

Was bedeutet dieser Ratsbeschluss nun? Wohl erst einmal nicht viel. Denn es wurde lediglich ein Ziel, bzw. eine Absicht formuliert, das sicherlich gerne viele Hildener Pendler herbei sehnen. Ob und wann wirklich eine Lichtung im Tarifdschungel zu sehen sein wird – das bleibt abzuwarten.

 

Fragen an den VRR

Wir haben einmal nachgefragt. Die Antworten (in kursiv) schickte uns Dino Niemann, Stellvertretender Pressesprecher des VRR in Gelsenkirchen.

 

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Warum konnte der VRR dieses Tarifgeflecht bislang nicht so ändern, dass es günstiger und „gerechter“ (aus Sicht vieler Pendler, z.B. zwischen Hilden und Düsseldorf) wird?

Seitdem der VRR seine Tätigkeit am 1. Januar 1980 aufgenommen hat, existiert die Einteilung in Waben und Tarifgebiete. Warben und Flächenzonen notwendig, um einen Tarif abzubilden. In einem analogen Tarifsystem sind Grenzen von Nöten, um die Tarifgerechtigkeit mit Blick auf Preishöhen zwischen verschiedenen Strecken herzustellen. Je feiner bzw. kleiner die Zonen, desto besser bildet der Tarif die tatsächlich genutzte ÖPNV-Leistung ab.

Die Waben helfen einen Preissprung zu verhindern, der entstehen würde, wenn Kund:innen in ein benachbartes Tarifgebiet fahren. Würden die Waben nicht existieren, müssten Kund:innen, die über eine Stadtgrenze hinaus fahren, ganz gleich wie weit, den Preis einer Preisstufe B bezahlen.
So würde beispielsweise ein:e Kund:in, der/die nur in Hilden fährt, den gleichen Preis bezahlen, wie ein:e Kund:in, der/die von Hilden nach Emmerich fährt, obwohl letztere eine deutlich weitere Strecke hinter sich bringen.

Die Lösung ist ein relationsbezogener Tarif, der die ÖPNV-Leistung unabhängig von Tarifzonen und Grenzen bepreist.

 

Der Ticketpreis ist sicherlich ein Beweggrund, dass bzw. ob man vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigt. Viele Menschen sagen, die Tickets seien einfach zu teuer, weshalb sie von Hilden nach Düsseldorf lieber mit dem Auto fahren wollen.

Sicherlich ist der Preis ein Kriterium für die Verkehrsmittelwahl.

Wichtiger jedoch für die Nutzung des ÖPNV sind die Bedienqualität und –quantität (Angebot, Takt, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit etc.), denn mit steigender Bedienqualität nimmt nachweislich auch der Anteil der mit dem ÖPNV zurückgelegten Wege zu.

 


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Um diese Qualität zu halten und auszubauen, müssen Verkehrsunternehmen kontinuierlich in das System bzw. in die Infrastruktur und in qualifiziertes Personal investieren. Diese Investitionen sind die Haupttreiber für den stetig steigenden Finanzierungsbedarf im ÖPNV.

Doch selbst ein guter, auskömmlich finanzierter ÖPNV macht allein noch keine Verkehrswende. Hierzu bedarf es einer klaren Ausrichtung auf und Förderung von Mobilität mit Verkehrsmitteln des Umweltverbunds.

 

Wie will der VRR nun mit der Hildener Resolution umgehen? Können Sie bereits „Signale“ senden, um die Probleme zu beheben?

Bestrebungen zur Änderung der Preisstufensystematik im Raum Düsseldorf sind dem VRR bekannt. Sowohl der VRR als auch das vornehmlich dort tätige VU (Rheinbahn) haben die Kosten für die Änderung der PST-Systematik ermittelt und die Beteiligten vor Ort darüber informiert, dass eine Änderung der PST im Raum Düsseldorf möglich sei, sofern ein Dritter die dadurch entstehenden Mindererlöse übernimmt. Diese können nicht zulasten des VRR oder der Rheinbahn gehen

 

Es sind bereits neue Ticketsysteme in der Erprobungsphase, z.B. nextTicket 2.0/der eTarif, wo nach km abgerechnet wird. Können Sie uns einen Statusbericht geben: Wann ist wo (in diesem Fall: in den Kreisstädten Mettmann und Umgebung) mit einer Einführung zu rechnen?

Nach aktuellem Planungsstand soll der eTarif zum Jahresende 2021 in den Regeltarif übernommen werden. Neben geringfügigen Modifikationen an den eTarif-Parametern wird dieser zusätzlich in ganz NRW nutzbar sein.

Kund:innen benötigen kein Tarifwissen mehr, um den ÖPNV zu nutzen. Abgerechnet wird mit der Luftlinie zwischen der Start- und Zielhaltestelle: Preisstufen, Flächenzonen und Tarifraumgrenzen spielen keine Rolle mehr.

Der neue eTarif richtet sich in erster Linie an Gelegenheitskund:innen. Zusammen mit den Verbundpartnern wird an möglichen Weiterentwicklungsstufen des eTarifs gearbeitet.

 

Fazit: Diese Antworten klingen nicht danach, dass sich so schnell etwas am Wabensystem ändern wird. Aber vielleicht ist der e-Tarif eine interessante Alternative…?

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: anzeiger24.de / analogicus/Pixabay

 


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