Festivalleiter schlägt Alarm: Droht das Aus für die Jazztage?

Grüne: Stadtrat soll Zuschüsse verdoppeln – aber Antrag findet keine Mehrheit

Nach zwei Jahren Zwangspause feierten die Hildener Jazztage am vergangenen Pfingstwochenende ihr Comeback. Nun aber fragen sich Fans und Festivalleiter Peter Baumgärtner, ob das seit 1996 bestehende Kultur-Highlight der Itterstadt überhaupt noch eine Zukunft hat.

Denn die Stadt dampft ihre Zuschüsse ein. Bis 2019 konnte Baumgärtner jährlich mit rund 40.000 Euro rechnen. Bereits für 2022 aber flossen – aus „rechtlichen Gründen“, wie die Stadt erklärt – keine finanziellen Mittel mehr von der städtischen Sport- und Kulturstiftung. Und die Stadtmarketing GmbH hat ihre Unterstützung zurück gezogen, nachdem die Stadt das Budget erheblich gekürzt hatte.

Die Stadt ist jetzt nur noch bereit, die „üblichen“ und eingepreisten 15.000 Euro aus dem Haushalt zu gewähren.

 

Bündnis 90/Die Grünen aber fordern mehr und beantragten die Verdoppelung auf 30.000 Euro. Das lehnten die Mehrheiten der Finanz- und Kulturausschüsse aber ab.

Der Antrag steht nun ein letztes Mal auf der Tagesordnung im Stadtrat am 13. Dezember. Und auch da ist eine Ablehnung höchstwahrscheinlich.

 

Baumgärtner schlägt deshalb Alarm. In einem offenen Brief appelliert er nun an die Ratsmitglieder, eine „konstruktive Lösung“ zu finden.

 

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Baumgärtner: Finanzierung am Wendepunkt

„Das Kooperations-Modell besteht darin, dass die Kommune einen finanziellen Sockel zur Verfügung stellt und die Partnerfirma [Sensitive Colours] Sponsoren und Förderer akquiriert, um die Veranstaltung komplett eigenverantwortlich durchzuführen. Das unternehmerische Risiko liegt dabei vollständig beim Veranstalter“, erklärt Baumgärtner.

Man wolle dem Publikum ein hochkarätiges Programm in einem „günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis“ bieten. Dafür seien die Hildener Jazztage deutschlandweit bekannt. Der WDR zeichnet sogar einzelne Konzerte auf: „In Summe bedeuten die Jazztage für die Stadt Hilden eine Reputation von unschätzbarem Wert.“

 

Nun aber stünde das Festival „unter finanziellen Gesichtspunkten an einem Wendepunkt“. Alles werde teurer, aber die finanzielle Unterstützung schrumpfe, so Baumgärtner: „Ich frage mich, wie auf diese Weise die Qualität und der Nutzen für die Stadt Hilden erhalten werden sollen.“

Ein „rückläufiges Interesse der Stadt“ könnte Förderer und Sponsoren abschrecken.

 

Daher bittet Baumgärtner eindringlich darum, die Förderung von 30.000 Euro zu gewähren und außerdem auf Gebühren für die Plakatierung und die Bannerwerbung sowie einen Teil der Mietkosten des Stadthallenfoyers zu verzichten.

 

Und was sagen Politik und Verwaltung?

Das Bekenntnis zu den Hildener Jazztagen ist in jedem Fall vorhanden. So schreibt die Verwaltung in einer Stellungnahme: „Die Hildener Jazztage sind aus dem kulturellen Angebot der Stadt nicht wegzudenken. Die Hildener Jazztage sind weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt und ziehen jedes Jahr ein großes Publikum an.“

 

Doch wenn es um Geld geht, sieht die Lage wieder anders aus.

Die Verwaltung stellt klar: „Die Bereitstellung von 15.000 Euro aus dem Budget des Kulturamtes war zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt.“ Die Verdoppelung auf 30.000 Euro aber, wie von Peter Baumgärtner erhofft und von den Grünen beantragt, sei bei der Haushaltslage einfach nicht machbar, erklärt uns beispielsweise Peter Groß von der CDU-Ratsfraktion auf Nachfrage: „Wir stehen zu den Jazztagen. Aber die Erhöhung des Zuschusses auf 30.000 Euro wäre eine überplanmäßige Ausgabe, die über Kredite finanziert werden muss.“

Der Veranstalter müsse sich also Gedanken über andere Geldquellen machen: „Wir als Stadt können ‚nicht einfach so‘ Geld dafür rausgeben“, sagt Peter Groß.

 

Im Kulturausschuss im November erklärte außerdem SPD-Ratsherr Thorsten Brehmer (s. Protokoll): „Sensitive Colours arbeitet als Wirtschaftsunternehmen gewinnorientiert und kann nicht erwarten, dass die Sponsorengelder anderer Bereiche automatisch ersetzt werden.“

Das stimme so nicht, erklärt Baumgärtner wiederum in seinem offenen Brief: „Es gab in der 26-jährigen Geschichte auch Festivals, die für uns mit einem Minus endeten. Daraus haben wir gelernt, das Festival optimiert und von der Politik und dem Publikum viel Zuspruch bekommen, weiterzumachen.“

Außerdem, so ergänzt er im Gespräch mit anzeiger24.de: „Wir zahlen auch keine Wahnsinns-Gagen.“ Er veranstalte das Event nicht wegen der Gewinne, sondern weil sein Herzblut daran hänge.

 

Rückhalt bekommt Baumgärtner von den Grünen als Antragsteller und der Bürgeraktion, die einmal sogar 45.000 Euro beantragte. In der Beschlussvorlage hieß es: „Aufgrund der Tatsache, dass die Stadt anderen Zuschussträgern die Mittel gekürzt hat [also beispielsweise dem Stadtmarketing, Anm.d.Red.] (…) steht die Stadt Hilden sowohl materiell wie moralisch in der
Verantwortung, das Überleben der auf einem Ratsbeschluss basierenden Jazztage zu sichern.“

Doch auch dieser Antrag fand keine Mehrheit.

 

Wenn nun also die Finanzierung wackelt, dann gilt für Peter Baumgärtner: „Aufbau dauert lange, Zerstörung geht sehr schnell.“ Und es „bröselt“ bereits.

Er werde aber alles dafür geben, dass es irgendwie weiter geht und sagt in Richtung Politik: „Ich stehe immer für Fragen und Gespräche zur Verfügung,“

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: Zbigniew Lewandowski

 


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