Flüchtlingsunterkunft auf Grünfläche Hofstraße – Anwohner sind sauer

Bürgerinfoveranstaltung: Versiegelung wird kritisiert – Sorge vor Überschwemmung und Erhitzung

Es dürfte Bürgermeister Claus Pommer und seinem Dezernenten-Team klar gewesen sein, dass ihr Plan nicht auf Begeisterung stößt: Auf dem freien Acker an der Hofstraße, zwischen Haus Nr. 100 und dem Gewerbegebiet, soll eine neue Flüchtlingsunterkunft entstehen. Eine Infoveranstaltung und Diskussion am Dienstagabend, 27. Februar 2024, in der Erlöserkirche verlief zwar recht ruhig und weitgehend sachlich, dennoch rumort es bei vielen Anliegern. Ihre Sorge: Durch die Bebauung steige die Überschwemmungs- und Erhitzung-Gefahr.

 

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Warum soll eine neue Flüchtlingsunterkunft gebaut werden?

Dazu erklärten Bürgermeister Pommer sowie die Beigeordneten Sönke Eichner und Peter Stuhlträger:

  • Derzeit sind 832 Flüchtlinge, bzw. Asylbewerberinnen und -bewerber an zwölf Standorten im ganzen Stadtgebiet untergebracht. Es gibt eine Aufnahmepflicht von 76 weiteren Menschen. Und angesichts der Lage in den Kriegsgebieten werde sich die Zahl wohl noch erhöhen.
  • Die Kapazitäten sind ausgelastet. Außerdem will die Stadt die Sporthalle am Weidenweg wieder für Schul- und Vereinssport freigeben, auch weil die Unterbringung dort nicht menschenwürdig ist.
  • Die „Lebensdauer“ der Container läuft aus, und eine Betriebsgenehmigung wird wohl spätestens 2030 enden.
  • Die Idee, eine Unterkunft auf dem ehemaligen Wiederhold-Villengelände an der Düsseldorfer Straße zu errichten, wurde wegen (bau-)rechtlicher Schwierigkeiten wieder verworfen.

 

Was ist nun an der Hofstraße geplant?

Ein Architekturbüro soll nun ein Gebäude entwerfen, das bestimmte Kriterien erfüllt, z.B.

  • zwei Wohnblocks
  • drei Geschosse
  • nachhaltige Bauweise mit „natürlichen“ Materialien
  • Platz für ca. 180 Personen
  • Wohnräume, Freifläche, Spielplätze etc.
  • Kosten: geschätzte 7,9 Millionen Euro.
  • Dauer: Nach Entwurfsplanungen, Ausschreibungen, Mittelfreigaben etc. könnte das Gebäude Ende 2025 bezugsfertig sein.

 

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Außerdem soll das Bauwerk so konzipiert werden, dass es für andere Zwecke (Wohnraum, Büro, Gewerbe) genutzt werden kann, wenn sich die Lage eines Tages entspannen sollte und keine Flüchtlinge mehr dort untergebracht werden müssen.

 

Warum ausgerechnet an der Hofstraße?

Die Stadt habe 16 Standorte geprüft, erklärten Pommer, Stuhlträger und Eichner. Die Fläche an der Hofstraße sei die „beste Lösung“. Es habe auch Verhandlungen mit Unternehmen zur Nutzung von Gewerbeflächen gegeben, die allerdings ergebnislos verliefen.

Und auf den bisherigen Container-Standorten bestehe „kein Baurecht“.

 

Welche Bedenken haben die Anwohner?

Hilden ächzt unter zu dichter Bebauung. Es gibt kaum noch freie Flächen. Da erscheint das Areal zwischen Hofstraße und Bahntrasse wie eine kleine Oase – auf der auch noch eine Streuobstwiese entstehen soll.

 

Wieso soll ausgerechnet dieses Fleckchen Grün noch zugebaut werden? Mehrere Anwohner befürchten, dass durch die Versiegelung die Überflutungsgefahr steige. Außerdem werde durch die drei Geschosse die Luftzufuhr abgeschnitten. Und es gäbe mehr Temperaturschwankungen zwischen einzelnen Abschnitten.

 

Baudezernent Peter Stuhlträger verwies als Antwort auf die Starkregenkarte für die Stadt Hilden. Demnach gäbe es an der Stelle keine Überflutungsgefahr. Außerdem sei es Standard, dass bei jedem Neubau eine Versickerung von Wasser gewährleistet sein müsse.

Ein Problem mit der Luftströmung sieht er ebenfalls nicht. Dennoch lud er zum weiteren Bürgerdialog in dieser Sache ein.

 

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Wann wird die Sporthalle Weidenweg wieder freigegeben?

Anfangs hieß es, die Sporthalle am Weidenweg sollte höchstens bis Ende 2024 als Notunterkunft genutzt werden. Jetzt aber soll das neue Gebäude an der Hofstraße erst 2025 fertig sein. Was nun, wollte ein Anwohner wissen.

 

Dazu Bürgermeister Pommer: „Wir halten am Ziel fest. Wir arbeiten an einer Zwischenlösung. An der Herderstraße sollen neue Container aufgestellt werden.“

Dezernent Eichner ergänzte: Auch wenn die Flüchtlinge aus der Sporthalle Weidenweg ausziehen, müsse noch der kaputte Boden saniert werden. Wann das alles geschehen soll, ist derzeit noch unklar.

 

Wirklich glücklich verließen die kritischen Bürgerinnen und Bürger den Saal sicherlich nicht. Bürgermeister Pommer appellierte aber an den Gemeinsinn der „Stadtgesellschaft“. Es gehe nach wie vor darum, Menschen in Not zu helfen. Und auch der Spagat, sowohl Wohnraum als auch Flüchtlingsunterkünfte zu schaffen, sei für die Stadtverwaltung nicht immer einfach.   

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Fotos: anzeiger24.de

 


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