Stadtrat beschließt: Förderung beim Land beantragen – aber die Folgekosten sind unklar
Der Herbst steht vor der Tür, danach folgt in der Regel der Winter – und noch immer ist nicht wirklich geklärt, wie sicher die Schüler dem Präsenzunterricht beiwohnen können.
Als eine Lösung werden immer mobile Luftreiniger und Raumlufttechnische Anlagen (RLT) angepriesen. Doch so einfach ist das nicht, wie sich in Hilden zeigt.
Sind zwei Geräte pro Raum notwendig?
Zur Erinnerung: Die Stadt Hilden wird fortan bei Neu- und Erweiterungsbauten von Schulen und Kitas eine RLT mit einplanen. Für Nachrüstungen in Bestandsgebäuden fehlt im Amt für Gebäudemanagement schlichtweg das Personal.
Wir haben berichtet…
Bei den mobilen Luftreinigern ist die Sachlage etwas komplizierter: Monatelang haben der Stadtrat und die Ausschüsse den Beschluss vor sich hergeschoben, Förderanträge beim Land zu stellen. Am 15. September ist die Mehrheit des Stadtrates nun der Initiative gefolgt.
Allerdings: Das spezielle Förderprogramm NRW vergibt die Zuschüsse nur für Räume in Kitas und Grundschulen, die schlecht belüftet werden können. Weiterführende Schulen fallen aus dem Raster, weil sich die Jugendliche ab zwölf Jahre ja impfen lassen können.
Laut Stadtverwaltung gibt es 16 Räume in städtischen Kitas, die betroffen wären.
Die Stadt kalkuliert mit Anschaffungskosten von etwa 120.000 Euro für ca. 30 Geräte, die das Land übernehmen würde, wenn die Antragsvoraussetzungen erfüllt sind. Die Stadt hätte also keine zusätzliche Belastung.
Aber warum 30 Geräte für 16 Räume? Dazu erklärte Sozialdezernent Sönke Eichner in der Ratssitzung: Es ist pro Raum ein maximaler Schalldruckpegel von 35 db(A) zugelassen. Die Leistung eines Luftreinigungsgeräts müsste dann herunter gefahren werden, damit dieser Wert nicht überschritten wird. Das aber wiederum würde die Effizienz senken; und deshalb müssten zwei Geräte pro Raum eingesetzt werden. Das müsse aber noch einmal pro Raum überprüft werden.
Wartung und Reinigung: Wie teuer wird das?
Es gibt aber noch andere Probleme: Immer wieder hat die Stadtverwaltung den Nutzen der mobilen Geräte angezweifelt; und wir haben immer wieder darüber berichtet.
Und auch Michael Witek vom Rechnungsprüfungsamt machte gegenüber den Ratsmitgliedern den zusätzlichen Aufwand deutlich:
Die Geräte sollten nicht in eine Ecke gestellt, sondern müssten in der Mitte des Raumes platziert werden – und die Kinder eben drumherum.
Außerdem sei es mit der Anschaffung alleine nicht getan: Richtig teuer werde es für die Stadt bei den Wartungs- und Folgekosten – und die sind in der Förderung nicht enthalten.
Zum Beispiel: 30 Geräte erzeugen 2.000 Kilowattstunden pro Woche; das ergeben pro Monat zusätzliche Stromkosten von 2.550 Euro – und außerdem einen erhöhten Ausstoß von CO2, rechnete Michael Witek vor.
Für die Reinigung werde Fachpersonal benötigt. Und wenn man die Geräte nicht vernünftig handhabe, können sie sogar zu „Virenschleudern“ werden.
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Verdutzte und enttäuschte Ratsmitglieder
Da zeigten sich viele Ratsmitglieder doch verdutzt. Klaus-Dieter Bartel (Grüne) fühlte sich „so kurz vor der Abstimmung“ doch etwas „verunsichert“.
Doris Spielmann-Locks (Bürgeraktion) war eher enttäuscht: „Alle Wissenschaftler sagen, dass Luftreiniger etwas bringen. Wir haben eine soziale Aufgabe für die Kinder, die sich nicht impfen lassen können. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und den Willen vermisse ich hier.“
Also hat sich der Stadtrat dazu durchgerungen, die Förderung beim Land über die Stadt beantragen zu lassen.
Nur was die Investition am Ende die Stadt mehr kosten wird, bleibt unklar. Eventuell muss der Stadtrat eines Tages über „überplanmäßige Ausgaben“ abstimmen.
Text: Achim Kaemmerer
Foto: E.Akyurt/Aries329 / Pixabay / Collage: anzeiger24.de
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