Mobilitätskonzept: Stadtverträglicher Verkehr für alle – kann das gelingen?

Erste Stadtkonferenz: Keine neuen Erkenntnisse, aber viele Wünsche

Eine gute Infrastruktur für alle Menschen, die motorisiert, per Rad, zu Fuß und/oder mit dem ÖPNV in Hilden unterwegs sind. Das soll das Ziel des ➤ Mobilitätskonzeptes, das die Stadtverwaltung derzeit von der Planungsgesellschaft büro stadtVerkehr erarbeiten lassen will.

Klingt wie die Quadratur des Kreises, angesichts des Zustandes der Straßen, Wege und Verbindungen. Bei der ersten von drei Stadtkonferenzen am Donnerstagabend, 31. März, in der Stadthalle wurden den Besucherinnen und Besuchern zunächst die Bestandsanalyse vorgestellt und Verbesserungsvorschläge gesammelt.

 

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Statt einzelner Maßnahmen soll diesmal ein nachhaltiges Gesamtpaket für die nächsten Jahrzehnte geschnürt werden. Ob das bei all den verschiedenen Interessen gelingen kann?

Moderator Dominik Geyer vom büro stadtVerkehr erklärte in der Einleitung: „Wir wollen nicht nur eine verkehrsgerechte Stadt, sondern einen stadtverträglichen Verkehr.“ Dafür müssten alle Verkehrsteilnehmenden „auch für die anderen mitdenken“, also Radfahrende auch für Autofahrende, Fußgängerinnen und Fußgänger auch für Radelnde usw. und umgekehrt.

 

Der Ist-Zustand

Laut der Bestandsanalyse haben wir folgende Situation in Hilden (Auszüge):

 

Fuß- und Radverkehr

  • Kurze Wege zu den Nahversorgungszentren
  • Hohe Verkehrsbelastungen und wenig Aufenthaltsqualität an den Hauptstraße
  • Zu lange Rotphasen an den Bedarfsampeln
  • Qualitätsstandards nicht überall auf dem aktuellen Stand
  • Konflikte zwischen Fußgängerinnen/Fußgängern und Radfahrenden
  • Maximal ca. 15 Minuten Fahrzeit aus allen Stadtteilen ins Zentrum
  • Unsichere Radwege an den Hauptverkehrsstraßen

 

Motorisierter individueller Verkehr (MIV, also PKW, LKW)

  • Sehr gute Erreichbarkeit aller innerstädtischen und regionalen Ziele
  • Großzügig dimensionierte Straßen (das stammt wohl aus den 70er und 80er Jahren, also die Planungen auf die „autogerechte Stadt“ ausgerichtet waren)
  • Hohe Verkehrsbelastungen auf den Hauptverkehrsachsen
  • Schleichverkehre
  • Tagsüber ausreichendes Parkplatz-Angebot (das sehen manche PKW-Nutzerinnen und Nutzer vielleicht anders…)
  • Abends hohe Parkplatz-Auslastung
  • Funktionierendes Tangentensystem für den LKW-Verkehr (Ausnahme Niedenstraße)

 

ÖPNV

  • Gute innenstädtische An- und Verbindungen
  • Unzureichendes Angebot im Westen
  • Gute regionale Anbindungen Richtung Düsseldorf und Solingen
  • Fehlende Direktverbindung per S-Bahn nach Köln und Langenfeld
  • Viele Verspätungen und Ausfälle bei der S1
  • Gute Verknüpfung von Rad und Bahn
  • Verleih von E-Rollern, aber sonst keine Angebote; dazu erklärte Stadtplaner Lutz Groll, es habe schon einmal Carsharing gegeben, aber die Resonanz sei für die Anbieter nicht wirtschaftlich gewesen.

 

Und jetzt?

Nun, das alles wussten wir sicherlich vorher auch schon. Man kennt ja seine Stadt.

Was also tun, um diese Defizite zu beseitigen?

Dazu sollten nun die Anwesenden ihre Anregungen einbringen.

 

Hier ein paar der Vorschläge:

 

Radverkehr

  • Nord-Süd- und Ost-West-Achse stärken
  • Radverkehr von den Straßen nehmen
  • Mehr Fahrradampeln
  • E-Bikes finanziell fördern
  • Mehr Abstellanlagen für Lastenräder
  • Sichere Radwege für Kinder
  • Maßnahmen gegen zugeparkte Radwege
  • Mehr Fahrradstraßen

 

Fußverkehr

  • Längere Grünphasen
  • Konflikte zwischen Radelnden und Fußgängerinnen und Fußgängern beheben
  • Gehwegbreiten bis zu 2,50 Meter
  • Unterführungen und Straßen besser beleuchten und pflegen
  • Aufenthaltsqualität verbessern
  • Mehr kühlende Wasserflächen in der Innenstadt

 

ÖPNV

  • Ortsbuslinien stärken
  • Bahnhof und B228 ausbauen
  • Direkte Verbindung nach Köln schaffen
  • Mehr 10-Minuten-Takte
  • S1 nach Leichlingen oder Opladen verlängern
  • ÖPNV-Tarife senken
  • Bevorzugte Ampelschaltungen für die Busse

 

MIV (PKW/LKW)

  • Sukzessive Parkplätze im öffentlichen Raum abbauen
  • P&R in der Giesenheide schaffen
  • Anwohnerparken stärker kontrollieren
  • Tempo 30 in der gesamten Stadt
  • Neuer Versuch für Carsharing
  • Gabelung für MIV sperren
  • Stellplätze für LKW und Wohnmobile abschaffen
  • Intelligente LKW-Führung durch die Stadt

 

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Auch diese Vorstellungen sind nicht wirklich neu und wurden schon häufig diskutiert.

 

Stellt sich also die Frage, warum das eine oder andere nicht schon längst umgesetzt wurde.

Und wie soll die Stadtverwaltung diese und mehr Wünsche erfüllen?

 

Wo soll beispielsweise der Platz für Lastenräder und mehr Radwege geschaffen werden, wenn die Straßen jetzt schon zu eng sind?

Tempo 30 in der Stadt? Es gab ja schon einen Sturm der Entrüstung, als das Tempolimit auf einigen Straßenabschnitten für die Nachtstunden eingeführt wurde.

Ampelschaltung für den ÖPNV und Fußläufige optimieren? Die Verwaltung hatte ja bereits erläutert, ➤ warum eine „grüne Welle“ nicht möglich sei.

Und für die berechtigten Forderungen an den ÖPNV (mehr Verbindungen zu günstigeren Preisen) ist die Stadt nicht zuständig. Sie kann höchstens mit den Verkehrsverbünden verhandeln. So gibt es beispielsweise von Bürgermeister Claus Pommer eine  Initiative, um das Wabensystem „preisgerechter“ zu gestalten.
Doch daraus ist bislang nicht viel geworden.

 

Die Stadt und das Planungsbüro nehmen also eine besondere Herausforderung an.

 

Wie geht es nun weiter?

Aus den Impressionen des Abends werden nun „Leitbilder und Zielvorstellungen“ erarbeitet und im vierten Quartal bei einer weiteren Stadtkonferenz präsentiert. Im Frühjahr 2023 folgt eine weitere Veranstaltung mit Maßnahmenvorschlägen. Diese sollen bis Mitte 2023 fertig gestellt werden.

 

Wir wünschen gutes Gelingen – im Interesse aller mobilen Menschen in Hilden.

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Fotos: Archiv / mohamed_hassan/OpenClipArtVectors / Pixabay // Collage: anzeiger24.de

 


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