Was ist mit Luftreinigern? Welche Konzepte haben Stadt und Land?
Werden wir im kommenden Herbst das gleiche Dilemma erleben wie 2020? Das maßgebliche Konzept der Landesregierung für eine „sichere Schule“ war damals: Maske tragen (auch bei Hitze), Lüften (auch bei Kälte), und als es gar nicht mehr anders ging, eine Mischung aus Wechselunterricht und Home Schooling.
Einen kleinen Fortschritt gibt es immerhin: Die Schüler werden zweimal wöchentlich getestet. Und das soll auch im neuen Schuljahr beibehalten werden.
Aber was ist mit baulichen Maßnahmen? Was ist mit den viel beschworenen Luftfiltern/Luftreinigern?
Da hat sich an den Hildener Schulen nicht viel getan.
Politik: Rat lehnt Antrag der Bürgeraktion und Erfindung von Walther Enßlin ab
In der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause (30. Juni) gab es zwei Versuche:
Werner Erbe (fraktionslos) beantragte, eine Erfindung des bekannten Hildener Forschers Walther Enßlin für Klassenzimmer zuzulassen: Per Ventilator und einer Salzlösung sollen Viren „zerquetscht“ werden. ➤ Das lehnte die Mehrheit aber ab.
Danach beantragte die Bürgeraktion: „Der Rat der Stadt Hilden beauftragt die Verwaltung mit dem Einbau von stationären Frischluft-Klimaanlagen (RLT) in Kindergärten und Grundschulen, die in städtischen Gebäuden untergebracht sind.“ Das Projekt könne sogar vom Bund gefördert werden.
Aber auch das wollten die anderen Fraktionen so nicht mittragen – der Antrag wurde mehrheitlich an einen Fachausschuss verwiesen, der wohl im August tagen wird.
Kevin Buchner (SPD) erklärt auf Nachfrage von anzeiger24.de: „Die Initiative, Abluftanlagen in Schulgebäuden zu installieren, wurde von der SPD-Fraktion bereits im Schul- und Sportausschuss am 26. November 2020 gestartet. Wir unterstützen das Anliegen [für RLT]. Im Rahmen der Haushaltskonsolidierung muss die Finanzierbarkeit aber sichergestellt sein. Denn einer groben Kostenschätzung der Verwaltung zufolge kostet ein Gerät pro Raum 28.125 Euro. Bei 239 möglichen Räumen ergäbe dies eine Investitionssumme von 6.722.000 Euro, wovon die Stadt unter Beachtung von Fördermöglichkeiten einen Eigenanteil von 1.344.000 Euro tragen müsste. Eine Summe, die von der Stadt in der aktuellen Haushaltslage nicht ohne weitere Auswirkungen zur Verfügung gestellt werden kann. Bis August hat die Verwaltung die Möglichkeit, das Konzept für Abluftanlagen zu erarbeiten. Hierzu gehören neben der Finanzierbarkeit auch ein Lüftungskonzept für jeden Raum, der eine Abluftanlage erhalten soll.“
Verwaltung: Luftreiniger kein Ersatz zum Lüften – Stationäre Anlagen personell und finanziell aufwendig
Fragt man die Verwaltung, ergibt sich nochmal ein anderes Bild: Der Einsatz von mobilen Luftreinigern wird als nicht sehr effektiv angesehen. ➤ Wir haben berichtet.
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Auf Nachfrage ergänzt die Stadt Hilden: „Hinsichtlich Luftreinigern verweist das Ministerium für Schule und Bildung weiterhin auf die Studie des Bundesumweltamtes, aus der hervorgeht, dass die Geräte nicht als Ersatz für das Lüften zu sehen sind, sondern lediglich als Ergänzung dienen könnte. In Hilden können Fenster in allen Klassenräumen zum Lüften gemäß der 20/5-Regel geöffnet werden.
Auch haben sich mobile Luftreinigungsgeräte in Klassenräumen als nicht optimale Lösung erwiesen. Dies liegt u.a. daran, dass diese das Lüften nicht ersetzen können. Hinzu kommt die erforderliche Wartung.
Regelmäßiges Lüften gemäß der 20/5-Regel und die Maskenpflicht bieten in Klassenräumen gemäß den Hinweisen des Bundesumweltamtes mindestens einen gleichwertigen Schutz.
Daher haben Rat und Verwaltung sich dafür entschieden, keine mobilen Luftfilteranlagen anzuschaffen. Lediglich die 20 Geräte, welche die Verwaltung gespendet bekam, kommen dort zum Einsatz, wo die Kinder ihre Masken nicht tragen und daher ungeschützter sind: in den Mensen.“
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Umbaumaßnahmen für stationäre raumlufttechnischen Anlagen (RLT) dagegen seien zwar zur CO2-Einsparung sinnvoll und technisch möglich. Denn sie sorgen für „frische Luft ohne Öffnen der Fenster“.
Allerdings, so die Stadt: „Bei potentiell 239 zu belüftenden Räumen ist die Planung und Erstellung dieser Anlagen jedoch mit großem personellen und finanziellen Aufwand verbunden und – wenn überhaupt – nur im Rahmen eines mittel- bis langfristigen, d.h. über mehrere Jahre laufenden Bauprogramms zu realisieren. Zusätzliche Aufgaben in diesem Ausmaß können mit dem vorhandenen Personalbestand aktuell nicht erledigt werden.
Darüber hinaus hat sich der Rat der Stadt Hilden zu dem Thema noch nicht endgültig positioniert.“
Also: Wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt schlicht und ergreifend nicht, wie es nach den Ferien weiter gehen soll. Nur so viel ist klar, schreibt uns das Rathaus: „Bisher gibt es Rückmeldungen des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes NRW, dass der Regelunterricht nach den Ferien uneingeschränkt starten soll. Bis zu dieser Zeit ist das Infektionsgeschehen natürlich zu beobachten.“
Text: Achim Kaemmerer
Foto: Alexandra Koch/stux/Diana Kühn / Pixabay
Collage: anzeiger24.de
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