Drei neue Stellen im Steueramt geschaffen – aber Personal fehlt überall
In der letzten Zeit schonmal probiert, ein Amt im Rathaus zu kontaktieren? Oder sind die Steuerbescheide immer noch nicht eingetrudelt? Und Nachfragen bringen nichts? Das ist derzeit leider Normalzustand bei der Hildener Stadtverwaltung.
➤ Immer wieder haben wir berichtet: Die Stellen sind seit langem chronisch unterbesetzt.
Die nachvollziehbare Folge: Die Anträge, Aufgaben und Angelegenheiten stapeln sich und können nur schleppend abgearbeitet werden.
Allein im Amt für Steuern und Abgaben herrscht Alarmstimmung: „Die aktuelle Situation ist weder für die Bürgerinnen und Bürger noch für die Mitarbeitenden vertretbar“, schreibt die Verwaltung nun in einer Sitzungsvorlage für den ➤ Hauptausschuss. „Die Bürgerinnen und Bürger reagieren mit großem Unverständnis auf die eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten und sehr langen Antwortzeiten. Die hohe Arbeitsbelastung und die teilweise emotional geführten Beschwerden der Bürgerinnen und Bürger führen zu Fehlzeiten der Mitarbeitenden.“
Und nun?
Die Stadt hat die Personalausstattung und Optimierungsmöglichkeiten von einem Beratungsunternehmen analysieren lassen – denn selbst dafür fehlten im Rathaus eigene Kapazitäten. Dafür wurde ein Budget von ca. 110.000 Euro zur Verfügung gestellt.
Was kam dabei heraus?
Einige Beispiele:
Zum bereits genannten Bereich Steuern und Abgaben schrieb die Verwaltung im November: „Es erfolgten Stellenbesetzungen unterhalb der notwendigen fachlichen Voraussetzungen. Die Ist-Kapazitäten bewegen sich bei rund 80 % der errechneten Soll-Kapazität aus der Stellenbemessung.“ Mit einem internen Wechsel einer Mitarbeiterin sank die Ist-Kapazität ab Anfang Februar auf 73 %.“
Das führte dazu, dass das Amt für Steuern und Abgaben ➤ telefonisch keine Fragen rund um Grundsteuer, Abfallbeseitigung, Straßenreinigung, Winterdienst, Schmutzwassergebühren, Hundesteuer etc. beantworten konnte.
Die Stadt hat daher notdürftig Aushilfs- und Vertretungskräfte eingestellt, die aber „nicht über eine ausreichende Qualifikation für den Arbeitsbereich verfügen“, heißt es weiter. „Die notwendige Einarbeitung/Ausbildung ‚on the job‘ fordert alle eingesetzten Personen erheblich, so dass für die eigentliche Aufgabenerledigung tatsächlich deutlich weniger Kapazitäten verfügbar sind. Das Beschwerdeaufkommen ist enorm und erhöht das Arbeitsaufkommen.“
In einer ➤ anderen Vorlage für den Stadtrat im Dezember heißt es:
Es gibt „zum einen eine nicht unerhebliche Unterbesetzung im Bereich der Leitungsstellen, die somit ihren eigentlichen Steuerungsaufgaben nicht nachkommen können. Zum anderen [können] im Bereich der Sachbearbeitung in einzelnen Sachgebieten mit dem vorhandenen Personalbestand Aufgaben zum Teil gar nicht oder nicht in ausreichendem Maße erfüllt werden. Dies führt dazu, dass die Verwaltung ihrem gesetzlichen Auftrag nicht entsprechen kann. Insgesamt ergibt sich (…) ein Stellenmehrbedarf von ca. 14 VZÄ (Vollzeitäquivalente, also Vollzeitstellen).“
Der „Anteil für die Fachkraft für Arbeitssicherheit“ entspreche ebenfalls „nicht den Normen und Maßstäben“. Daher müsse eine zusätzliche Stelle (VZÄ) eingerichtet werden.
Für die Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung fehlen vier VZÄ.
Im Bereich der Kindertageseinrichtungen sollen ca. 1,85 VZÄ geschaffen werden, um das Personal zu entlasten.
Weitere Aufstockungen seien u.a. auch notwendig beim Technischen Gebäudemanagement und bei der Gebäudetechnik (aus diesem Grunde ➤ kam beispielsweise das Projekt Großkita im Holterhöfchen nicht voran), bei der Personalbetreuung und Personalgewinnung, beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement, bei der Grünunterhaltung, im Verwaltungsbereich für die Schulen und beim Alltagshilfe-Pool zur Einhaltung der Hygiene-Vorschriften in den Kitas.
Bemerkenswert ist außerdem: Die Stadt Hilden müsste extra drei Stellen schaffen, wenn sie den Abenteuerspielplatz von der Freizeitgemeinschaft Behinderte und Nichtbehinderte übernimmt. ➤ Das Vorhaben hat einen Streit ausgelöst, denn die FZG möchte das Gelände schließlich selbst weiter betreiben.
Immerhin: Die Stadt rechnet, dass die drei Stellen 212.200 Euro kosten würden; auf der anderen Seite spart sie 280.000 Euro, die sie an die FZG zahlt.
Ein finanziell günstiger Schachzug, allerdings ein weiterer Posten auf der Liste der unbesetzten Stellen.
Fazit: Die Stadt müsste rund 37 neue Stellen schaffen, für die knapp 2,5 Millionen Euro zusätzlich notwendig wären.
Amt für Steuern und Abgaben: Kurzfristig knapp drei neue Stellen geschaffen
Nachdem der Hauptausschuss im November eine Abstimmung über die Aufstockung vertagte (weil die Finanzierung nicht gesichert sei), hat der Stadtrat im Dezember das Anliegen der Verwaltung verabschiedet. Allerdings sieht der Beschluss eine Besetzungssperre vor, die jederzeit im Hauptausschuss aufgehoben werden kann.
In einer Sondersitzung des Hauptausschusses am 2. März sollen die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen der Beratungsfirma noch einmal vorgestellt werden.
Im Bereich Steuern und Abgaben besteht allerdings akuter Handlungsdruck. Daher hat der Hauptausschuss am 9. Februar einstimmig beschlossen, dass hier 2,94 VZÄ geschaffen werden. So soll zumindest in diesem Amt etwas Druck aus dem Kessel gelangen.
So erhofft man sich, dass zumindest dort die Beschwerden und der Frust abnehmen…
Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: Archiv / hpandora/G.Altmann / Pixabay
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