Ratssitzungen im Live-Stream – wer schaut sich das an?

Testphase in 2023 – Erfahrungen im Kreistag

Ratssitzung – kann manchmal für Zuschauerinnen und Zuschauer zäh und mühselig sein. Aber auch spannend – je nach Thema und Interesse. Auf jeden Fall werden hier größtenteils Entscheidungen getroffen, die den Alltag der Bevölkerung betreffen. Es lohnt sich also schon, den gewählten Volksvertreterinnen und -vertretern einmal bei den Debatten zuzusehen: Wer bestimmt hier eigentlich was?

Doch offenbar gibt es eine Hemmschwelle, jedes Mal dafür extra in die Stadthalle zu kommen und sich die stundenlangen Diskussionen „anzutun“. Vielleicht senkt sich diese Hürde aber, wenn man dies bequem von zuhause aus machen kann?

Der Stadtrat hat nun am 22. Juni entschieden: In einer einjährigen Testphase sollen in 2023 die Ratssitzungen live im Internet übertragen werden.

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Wie wird das Projekt nun umgesetzt?

SPD und CDU beantragten zusätzlich und erfolgreich, dass die Redezeit der Ratsmitglieder auf vier Minuten pro Thema begrenzt wird. Die Mehrheit stimmte ebenso einem Antrag der Grünen zu, auf ein Rednerpult zu verzichten. d.h. der Redner oder die Rednerin kann vom eigenen Platz aus sprechen. Auch das soll Zeit sparen.

Nun muss die Verwaltung für die technische Umsetzung sorgen. Da das Know-How und das Equipment dafür nicht vorhanden sind, muss wohl ein externer Dienstleister organisiert werden, heißt es in der Beschlussvorlage.

Und das hat seinen Preis: Nach ersten unverbindlichen Anfragen rechnet das Rathaus mit Kosten von 2.000 bis 3.000 Euro pro Sitzung.

Es stellt sich aber auch die Frage: Wenn schon Live-Übertragung – warum dann nicht von den Fachausschusssitzungen, wie Umwelt, Finanzen oder Stadtentwicklung? Denn dort werden die Beschlüsse gefasst, die später im Rat nur noch bestätigt, man könnte auch sagen: ohne große Überraschungen „durchgewunken“ werden.

Gerade in den Ausschüssen aber finden die kontroversen Aussprachen statt, bei denen die Fraktionen ihre Meinungen kundtun können. Dort werden die Kompromisse geschmiedet, wenn es keine Mehrheiten zu einem Beschluss gibt.

Das alles ist in einer anschließenden Stadtrats-Sitzung längst erledigt

Wie hoch wird nun das Interesse sein? Was sagt der Kreis Mettmann?

Dann bleibt noch die Frage, ob sich die Hildenerinnen und Hildener eine Live-Schalte in den Rat überhaupt ansehen werden.

Immerhin: Der Kreis Mettmann hat bereits einige Erfahrungen aus mittlerweile vier gestreamten Sitzungen des Kreistages gesammelt.

Die bekannten Zahlen dazu:

7. Oktober 2021:
4321 Gesamtaufrufe, davon 350 „gleichzeitige“ Zuschauerinnen und Zuschauer / 14 Minuten durchschnittlicher Verweildauer

13. Dezember 2021:
758 Gesamtaufrufe, davon 466 „gleichzeitige“ Zuschauerinnen und Zuschauer / 19 Minuten durchschnittlicher Verweildauer

7. April 2022:

151 Gesamtaufrufe, davon 85 „gleichzeitige“ Zuschauerinnen und Zuschauer / 19 Minuten durchschnittliche Verweildauer

Bei der Kreistagssitzung am 20. Juni 2022 gab es technische Schwierigkeiten. Deshalb kann der Kreis in diesem Falle keine belastbaren Daten liefern.

Klingt erst einmal nicht so berauschend. Dennoch scheint die Kreisverwaltung zufrieden zu sein. In der April-Sitzung heißt es in einem Bericht:
„[Zwischen] 1. Oktober 2021 und 27. Januar 2022 [haben] 503 Personen die Rubrik ‚Kreistags-TV‘ auf der Internetseite des Kreises Mettmann besucht (…). Die Absprungrate (…) lag bei 64%, was bedeutet, (…) 322 Personen die Internetpräsenz des Kreises ausschließlich besucht haben, um auf die Rubrik ‚Kreistags-TV‘ zu gelangen. Überdies lag die durchschnittliche Verweildauer der Besucherinnen und Besucher in dieser Rubrik bei 1 Minute und 34 Sekunden (vergleichsweise hoher Wert).

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Auch bei den Medien sei das Interesse hoch gewesen.

Das Fazit der Kreisverwaltung: „Zusammengefasst kann gesagt werden, dass das Live-Streaming von Sitzungen des Kreistages sowohl seitens der Sitzungsteilnehmerinnen und Sitzungsteilnehmer, als auch seitens der Öffentlichkeit prinzipiell gut angenommen worden ist und von einem adäquaten Nutzen gesprochen werden kann. Gerade die hohe Teilnahmebereitschaft seitens der Kreistagsmitglieder und der Verwaltung sowie die Gesamtzugriffszahl und durchschnittliche Verweildauer der Zuschauerinnen und Zuschauer sind hierfür gute Indikatoren. Das Ziel, die Beratungen des Kreistages für mehr Menschen transparenter und zugänglicher zu machen, scheint erreicht worden zu sein.“

Also werden auch die zukünftigen Kreistags-Sitzungen „live und in Farbe“ im Internet abrufbar sein.

Ob das dann in Hilden auch so gelingen wird…?

Bericht: Achim Kaemmerer
Fotos/Collage: anzeiger24.de / Pixabay


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