Stadtmarketing: GmbH erzeugt ‚Dauerverluste‘ – Stadt soll übernehmen, Verein mehr bestimmen

Doppel-Konstellation hat ausgedient – Stelle von Geschäftsführer Hillebrand wird aufgelöst

Ein Verein und eine GmbH – das ist seit 2005 die Konstellation beim Hildener Stadtmarketing. Wie sinnvoll und effektiv ist diese Doppelung? Diese Frage haben wir uns bereits 2020 gestellt.

Nun hat auch bei der Stadt Hilden (die 51% der Geschäftsanteile hält) und in der Geschäftsführung offenbar ein Umdenken stattgefunden: „Die derzeitige Rechtsform als GmbH bindet personelle Ressourcen für administrative Aufgaben, die für kreative Prozesse fehlen. Damit einher gehen außerdem hohe Kosten für Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und spezifische Versicherungen“, sagt Bürgermeister Claus Pommer. „Dass man in diesem Korsett und mit 1,5 Stellen [nämlich Geschäftsführer Volker Hillebrand und eine Angestellte, Anm.d.Red.] das Stadtmarketing nicht neu erfinden kann, darin sind sich der Stadtmarketing-Verein, die Geschäftsführung und die Verwaltung einig.“

 

Die Kombination aus öffentlichem und privatem Gesellschafter erweist sich außerdem als „Dauerverlustgesellschaft“, das zudem ein steuerrechtliches Risiko berge. Deshalb haben der Vorstand des Stadtmarketing e.V. und die Aufsichtsratsmitglieder der GmbH ein gemeinsames Konzept erarbeitet“, so Pommer. 

 

Was ist nun geplant?

Die mögliche künftige Organisationsform des Stadtmarketings und seiner Aufgaben hat der e.V. nun bei der Mitgliederversammlung am 23. Mai vorgestellt.

 

Da-Domenico-Banner

 

Die wichtigsten Punkte kurz beschrieben:

  • Die GmbH soll im Prinzip zum Jahresende aufgelöst werden. Wegen Grunderwerbssteuer-technischen Fragen soll sie aber „als Hülle“ bestehen bleiben.
  • Die bisherigen Aufgaben soll die Wirtschaftsförderung im Rathaus übernehmen. Dafür wird eine Stelle geschaffen, auf die sich der noch amtierende GmbH-Geschäftsführer Hillebrand bewerben kann.
  • Die Aufgaben des neu geschaffenen „Citymanagement“ wären dann u.a.
    Leerstandsmanagement
    Akquise für den gebeutelten Wochenmarkt und bei der Immobilienentwicklung
    Netzwerken zwischen Immobilieneigentümern, Handel, Gastronomie etc.
    Veranstaltungsmanagement – hier könnte sich Bürgermeister Pommer beispielsweise neue Formate an neuen Standorten wie dem Stadtpark vorstellen.
    Bisher hat die Stadtmarketing GmbH eigentlich nur den Weihnachtsmarkt und den Künstlermarkt eigenständig organisiert. Alles andere – Weindorf, Büchermarkt, Autoschau etc. – wurde ja von anderen Veranstaltern und Agenturen durchgeführt.
    Die können nun weiterhin bei der Stadt ihre Events anmelden und genehmigen lassen.
  • Öffentlichkeitsarbeit, Online-Marketing und SEO-Management
  • Neue Zielgruppen erreichen, etwa junge Familien

 

Und was ist nun mit dem Verein?

Dies war immer eine Knackpunkt: Was macht die GmbH eigentlich mit den ganzen Beiträgen der Stadtmarketing-Vereinsmitglieder?

Dies soll nun transparenter werden, bzw. die Mitglieder sollen mehr mitbestimmen können.

 

Zusammen mit dem Vorstand könnten sie neue Events konzipieren oder finanzieren und das „Budget gezielter einsetzen“, erklärte Bürgermeister Pommer.

Doch was ist, wenn der Verein das alleine nicht stemmen kann? Dann könne der Verein beim neuen Citymanagement vorstellig werden, müsste dann aber Überzeugungsarbeit leisten.

 

Wie geht es jetzt weiter?

Ist das nun das neue Zukunftsmodell, um „die Attraktivität und das Image der Stadt Hilden zu steigern, ein erfolgreiches Flächenmanagement zu führen, Veranstaltungen zu organisieren und den Tourismus zu fördern“, wie es die Stadt formuliert?

 

Das wird sich zeigen – wenn sich dieses Modell auch wirklich durchsetzt.

Jetzt ist zunächst einmal die Politik am Zuge: Die Vorschläge werden erstmals im Ausschuss für Finanzen und Beteiligungen am 14. Juni 2023 beraten. Noch vor der Sommerpause soll es dann eine endgültige Entscheidung im Stadtrat geben.

 

Doch auch die Mitglieder des Stadtmarketing e.V. wollen da bestimmt noch ein Wörtchen mitreden. Zwar wurde das Konzept auf der Mitgliederversammlung offiziell vorgestellt. Wie üblich kamen aber nur eine Handvoll Besucherinnen und Besucher – und wurden von diesen Plänen mehr oder weniger überrascht.

Einige Anwesende hätten sich da eine etwas bessere Kommunikation im Vorfeld gewünscht – dann wären vielleicht auch mehr Mitglieder gekommen..?

 

So aber muss nun eine weitere außerordentliche Versammlung – vor dem Finanzausschuss – einberufen werden, um das Konzept noch einmal deutlicher zu erklären.

 

Denn was ist, wenn die Mehrheit im Stadtrat zustimmt, die Mehrheit der Vereinsmitglieder aber nicht einverstanden ist?

Die Stadt würde niemals etwas tun, was der Verein nicht wolle, betonte Bürgermeister Pommer auf Nachfrage.

Peter Groß, sowohl Stadtmarketing-Mitglied als auch CDU-Ratsmitglied, ist von dem Konzept überzeugt: Es biete dem Verein „mehr Entscheidungsfreiheit“ darüber, was mit den Beiträgen passiert. Das sei ein Vorteil gegenüber der jetzigen Konstellation.

 

Bericht: Achim Kaemmerer

Fotos/Collage: Archiv anzeiger24.de / Pixabay

 


Ihr wollt uns Eure Meinung sagen? Gerne per Mail an

presse@anzeiger24.de

oder als Kommentar bei Facebook.

Euch hat unser Beitrag gefallen? Dann liked und teilt ihn gerne.