Tempo 30 auf Hauptstraßen: Jetzt zankt sich die Politik

Stadtentwicklungsausschuss diskutierte über Mobilitätskonzept – nicht alle Fraktionen sind begeistert

Um nichts geringeres als die klimafreundliche Verkehrswende in den nächsten zehn bis 15 Jahren geht es bei dem Mobilitätskonzept, an dem die Stadtverwaltung seit rund drei Jahren arbeitet. Nun hat das beauftragte Planungs-„büro stadtverkehr“ einen ersten Maßnahmen-Katalog vorgestellt, zu dem es ab Sommer eine Bürgerbeteiligung geben soll. Zuvor hat der Stadtentwicklungsausschuss am 10. April 2024 über die Vorschläge debattiert – und die Kernforderung ist erwartungsgemäß höchst umstritten.

 

Was ist geplant? 

Rund 50 Maßnahmenvorschläge für den PKW- und LKW-Verkehr, Radverkehr, ÖPNV sowie die Fußgängerinnen und Fußgänger bzw. den Umbau der Infrastruktur sind in dem Papier enthalten. 

Oberste Priorität hat für die Planer die flächendeckende Einführung von Tempo 30 auf den Hauptverkehrsachsen in Hilden – also zum Beispiel Walder, Richrather und Berliner Straße.

 

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Begründung: Dies führe zu mehr Sicherheit, eine deutliche Reduktion von Lärm und Abgasen und einen verbesserten Verkehrsfluss. Außerdem könnte es Autofahrerinnen und Autofahrer motivieren, lieber mit dem Fahrrad oder Bus (dafür müsste die Ampelschaltung optimiert werden) durch die Stadt zu fahren. Und auswärtige Nutzerinnen und Nutzer der Straßen würden dann lieber die Umgehungsrouten wie den Ostring benutzen, statt durch die Innenstadt zu fahren.

Auf diese Weise könnte es rund 19.000 Fahrten weniger pro Tag im Hildener Zentrum geben, so die Berechnung.

 

Was sagen die Parteien?

Erwartungsgemäß entbrannte nun der „Kulturkampf“ der einzelnen Fraktionen.

Kevin Schneider von der CDU beispielweise monierte, dass der „motorisierte Individualverkehr“ (MIV) geschwächt werden soll, was die Stadt nicht attraktiver mache. Für Radfahrerinnen und Radfahrer könnten doch stattdessen sichere Parallelstraßen eingerichtet werden, beispielsweise die Schützenstraße neben der Richrather Straße. Die CDU würde am liebsten das Tempolimit aus dem Konzept streichen.

 

Rudolf Joseph (FDP) wünscht sich, dass die Wohnstraßen besser geschützt, die oft als Schleichwege genutzt werden. Außerdem sollte es mehr Schnellbusse und eine bessere Zugverbindung Richtung Köln geben. Und: Tempo 30 würde den Wirtschaftsstandort und die Einkaufsstadt Hilden schwächen, meint Joseph.

 

Kevin Buchner (SPD) sieht kein Problem mit Tempo 30, denn das gebe es ja auch in Langenfeld. Und: „Die Vorschläge sind erst einmal nicht beliebt, können sich aber in ein paar Jahren als richtig herausstellen – so wie bei der Fußgängerzone.“ Man sollte jetzt erst einmal die Bürgerbeteiligungen abwarten.

 

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Die Grünen sprachen sich selbstredend ebenfalls für das Tempolimit aus, hätten es am liebsten sogar komplett flächendeckend. Yorck-Peter Wolf erinnerte daran, dass die Politik ja einst einen Beschluss gefasst hatte, in dem dieses Szenario vorgesehen ist.

Für den Senioren- und Behindertenbeirat erklärte Dieter Englich ebenfalls seine Zustimmung: „Dies macht Hilden wieder lebenswert. Gerade Senioren leiden unter Lärm und Hitze.“

 

Für die Verwaltung stellte der Beigeordnete Peter Stuhlträger klar: Es gehe nicht darum, den Autoverkehr zu verbieten, sondern um mehr Sicherheit für die anderen Verkehrsarten. Vor allem sollen die „kurzen Fahrten“ mit dem Auto, etwa zum Bäcker oder zur Post, reduziert werden. Durchgehendes Tempo 30 auf der Gerresheimer Straße beispielsweise würde zu zwei Minuten längerer Fahrzeit führen. Das könnte ein Anreiz sein, auf das Fahrrad umzusteigen.

 

Demnächst also sollen die Bürgerinnen und Bürger das Wort haben. Es sind ebenso vielschichtige Diskussionen zu erwarten…

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Fotos/Montage: anzeiger24.de

 


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