Verkehr in Hilden: Radfahrer fühlen sich immer noch nicht sicher

Befragung des ADFC: Eine lange Mängelliste

Die Stadt Hilden soll attraktiver für den Radverkehr werden – das ist eines der Ziele beim Mobilitätskonzept, das derzeit von Politik und Verwaltung bearbeitet wird.

 

Doch wie gut ist die Infrastruktur dafür aufgestellt? Nicht besonders, meint der lokale ADFC, der den aktuellen Fahrradklima-Test 2022 ausgewertet hat: „Leider ist kein positiver Trend erkennbar, ganz im Gegenteil: subjektiv schätzen die Radfahrenden die Sicherheit deutlich schlechter ein als vor zwei Jahren“, sagt Stephen Seiler (Foto oben), Vorstand des ADFC Hilden. 

Das „Sicherheitsgefühl“ wird mit der Note 4,3 (4,1 in 2020, 3,5 in 2012) bewertet.

 

Nur „ausreichend“ – Verkehrswende so nicht möglich

Für Radlerinnen und Radler sind laut der Befragung die Voraussetzungen noch immer problematisch, so ein weiteres Ergebnis der Studie: „Bis auf ein paar Fahrradstraßen, die allerdings größtenteils für KFZ-Durchgangsverkehr freigegeben sind, gibt es keine Veränderung der Radwege in Hilden. Zu wenig, um eine bessere Bewertung im Bereich Sicherheit herbeizuführen“, so Seiler weiter.

 

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Es gibt kaum eine Sparte, in der sich ein positiver Trend abzeichnet; teilweise verschlechterten sich die Werte sogar, z.B.

  • Breite der Radwege: 5,3 (-0,1 im Vergleich zu 2020, -0,9 im Vergleich zu 2012)
  • Ampelschaltungen für Radfahrer: 5,0 (-0,1 im Vergleich zu 2020, -1,1 im Vergleich zu 2012) sind teilweise veraltet, nicht funktionstüchtig und „stark auf Autofahrer ausgerichtet“. Sie reagieren nicht auf das geringe Gewicht von Fahrrädern, z.B. Lievenstraße / Ecke Walderstrasse [wobei auch für Autofahrer die Situation nicht komfortabler ist, Anm.d.Red.]
  • Erreichbarkeit des Zentrums: 2,1 (0 im Vergleich zu 2020, -0,2 im Vergleich zu 2012)
  • Geöffnete Einbahnstraße in Gegenrichtung: 2,3 (+0,1 im Vergleich zu 2020, -0,4 im Vergleich zu 2012)
  • Gesamtbewertung: 4,1 (-0,1 im Vergleich zu 2020, -0,6 im Vergleich zu 2012)

 

„Leider müssen wir unsere Einschätzung von 2020 wiederholen: Ein ‚ausreichend‘ im Fahrradklima wird für eine Verkehrswende im Zeichen des Klimawandels nicht genügen“, kommentiert Stephen Seiler weiter. „Man kann nur hoffen, dass Hilden die Chance nutzt, die Mobilität in Hilden grundlegend zu verändern, dabei ist das Fahrrad ein elementarer Baustein“, schließt Seiler.

 

Was wird noch bemängelt?

  • Zu wenig Abstellmöglichkeiten vor Geschäften
  • Zustand der Radwege (veraltet, zu schmal, von schlechtem Untergrund)
  • Zu wenig Fahrradstraßen auf den Hauptrouten zur Innenstadt
  • Undeutliche Kennzeichnung des Radweges auf der Walder Straße: mal auf dem Fußweg, dann wieder ein Stück auf der Straße. Besonders kritisch: vor der Sportmühle werden Radfahrer vom Fußweg auf die stark befahrene Straße geleitet.
  • Fahrradstreifen wechseln oft zwischen Fahrbahn und Bürgersteig.
  • Schlechte Oberflächenqualität beim Fahrradweg Richtung Hochdahl, während die parallel verlaufende Hochdahler Straße „autobahnähnlich in bester Qualität ausgebaut“ wurde.
  • Zu schmale Radwege und Schutzstreifen, z.B. Klotzstraße in Richtung Fritz-Gressard Platz; überholende PKW oder LKW fahren zu nah am Radfahrer vorbei.
  • „Auf den vorhandenen Fahrradstraßen kann man sich nicht sicher fühlen, da Autofahrer diese mitbenutzen dürfen und Radfahrer ignorieren“, die sich dann „bedrängt“ fühlen, bilanziert der ADFC. 

 

Was fordert der ADFC?

„Unsere Stadt nimmt Fahrradfahrer nicht wirklich ernst“, meint der ADFC. „In Hilden wird nicht wirklich in eine Fahrrad-Infrastruktur investiert. Hier fällt man lieber 100 Jahre alte gesunde Bäume, um Parkplätze zu bekommen.“

 

Der Interessenverband schlägt daher vor:

  • Tempo 30 bei schmalem Straßenquerschnitt ohne Radverkehrsanlagen
  • Mehr Geschwindigkeitsüberwachungen des Kfz-Verkehrs und der Nichtbeachtung des seitlichen Überholabstandes [Anm.d.Red.: Die Polizei führt regelmäßig allgemeine Verkehrskontrollen durch; dabei werden aber nicht nur motorisierte Verkehrssünder erwischt…]
  • Mehr Sicherheit entlang der Hauptverkehrsstraßen, insbesondere Walder Straße Richtung Ohligs, Hochdahler Straße, Gerresheimer Straße und Berliner Straße.
  • Breitere und besser geschützte Radwege
  • Mehr Fahrradparkplätze in der Innenstadt, z.B. Kronengarten hinter „Müller“.
  • Aus allen Himmelsrichtungen: jeweils eine Straße in die Innenstadt bevorzugt für Fahrräder
  • Mehr Fahrradtraining in der Schule.
  • Finanzielle und infrastrukturelle Förderung von Lastenrädern und Fahrradanhängern
  • Mobilstationen an den drei Haupthaltepunkten Hilden S, Hilden S Süd und Gabelung sowie zu relevanten P+R-Plätzen an den Hauptverkehrswegen des MIV-Pendelverkehrs

 

Mehr Details zum Fahrradklima-Test 2022 gibt es hier

Bericht: Achim Kaemmerer
Fotos/Collage: Archiv anzeiger24.de

 


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