Zu gute Abinoten – und das im Corona-Jahr?

Schülervertretung: Leistungsdruck war wichtiger als die Gesundheit

„Die Abiturientinnen und Abiturienten in NRW haben sich in der diesjährigen Abiturprüfung im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert. Die Durchschnittsnote an Gesamtschulen und Gymnasien liegt bei 2,34 (im Jahr 2020: 2,42). Der Anteil der nicht bestandenen Prüfungen hat sich an Gymnasien und Gesamtschulen mit 3,28 Prozent (2020: 3,77 Prozent) verringert“, so die Bilanz von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer

Wie kann das sein? Wo doch die Schüler(innen) so miserable Lernbedingungen hatten? Und was sagen vornehmlich gute Noten eigentlich über die Anforderungen aus?

 

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Gebauer in ihrer Presserklärung: „Die Abiturprüfungen waren trotz der pandemiebedingten Beeinträchtigungen fair und angemessen. Die Abituraufgaben entsprachen den Standards und den Lehrplänen. Durch eine erweitere Aufgabenauswahl für Schülerinnen und Schüler beziehungsweise für die Lehrkräfte sowie der zusätzlichen neuntägigen Prüfungsvorbereitungszeit wurde den unterschiedlichen Voraussetzungen (…) Rechnung getragen. Die Abiturientinnen und Abiturienten haben ihre Schullaufbahnen mit einem vollwertigen, allseits anerkannten Abitur beendet.“

Die vollständige Pressemitteilung gibt es hier…

 

Landesschüler*innenvertretung: Noten unter Corona-Bedingungen „sind Schwachsinn“

Das sieht die Landesschüler*innenvertretung (LSV NRW) nicht ganz so euphorisch: „Noten im Corona-Schuljahr sind Schwachsinn“, sagt Vorstandsmitglied Johanna Börgermann auf Nachfrage von anzeiger24.de. Denn es gebe wegen des Homeschoolings keine klaren Vergleichsmöglichkeiten. Bei manchen Schülern klappe es gut, bei anderen nicht, etwa wenn sie nicht so üppig mit Geräten ausgestattet sind oder in der Quarantäne andere Sorgen als den Lernstoff hatten.

„Der Druck war auch sehr hoch. Es ging nur um Leistung und Noten, weniger um die Gesundheit“, kritisiert die 18-jährige Schülervertreterin. Wie es den Kindern und Jugendlichen seelisch erging, habe niemanden interessiert.

 


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Was hätte besser laufen sollen? „Dezentrale Prüfungen“, meint Johanna Börgermann. Der Aufgabenpool hätte erweitert werden sollen. Damit hätten Lehrer die Lerndefizite besser erkennen können und mehr Auswahl bei den Prüfungsvorschlägen gehabt. Das fordert die LSVNRW nun für den Abschluss beim nächsten Schuljahr: „Jetzt kann man sich darauf vorbereiten.“

Außerdem stehen mehr Schulsozialarbeiter und ein „sinnvoller Infektionsschutz“ auf der Forderungsliste.

 

Schulstart in NRW? Wie soll das laufen?

Eltern und Kinder machen sich derweil andere Gedanken: Wie geht es nach den Ferien an den Schulen weiter? Hat das Land diesmal die Ferien genutzt, um sich besser vorzubereiten?
NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer hat die wichtigsten Infos zum Schulstart ab dem 18. August verkündet:

 

Es wird Präsenzunterricht mit Hygienevorgaben geben; vorerst also kein Home Schooling.

Die Maskenpflicht gilt weiterhin in Schulgebäuden und im Unterricht

Die Landesregierung hat bereits im Juli ein Förderprogramm für Luftreiniger aufgelegt. Allerdings nur für Räume in Schulen und Betreuungsstätten, in denen es nur eingeschränkte Lüftungsmöglichkeiten gibt (keine raumlufttechnische Anlage, Fenster nur kippbar etc.)
Ministerin Gebauer betont jedoch: „Diese Geräten ersetzen nicht das Lüften.“

Die zweimal wöchentliche Testpflicht bleibt vorerst bis zu den Herbstferien bestehen. Die Verträge mit den Laboren seien erneuert worden; die Schulen werden bald mit den Testausstattungen beliefert.
Ausnahme: Wer vollständig geimpft ist, wird von der Testpflicht befreit, muss aber dennoch Maske tragen.

 

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Speziell für Schüler und Beschäftigte der Berufskollegs soll es zum Schuljahresbeginn Impfangebote in den NRW-Impfzentren geben: „Dabei können in Abstimmung mit den jeweiligen Schulträgern und der Schulleitung auch sogenannte aufsuchende – mobile – Impfangebote an oder in den Berufskollegs geschaffen werden“, teilt das Land NRW in einer Presseerklärung mit.

Viele Kinder und Jugendliche leiden unter emotionalen und psychosozialen Störungen. Um wieder die Lern- und Kontaktfreude zu fördern, hat die Bundesregierung das Aktionsprogramm Aufholen nach Corona aufgelegt.

Die Quarantäne-Regeln haben sich nicht geändert. Ministerin Gebauer wünscht sich aber, dass das Robert-Koch-Institut (RKI) die Richtlinie den neuen Gegebenheiten anpasst. Die Gesundheitsämter mögen die Regeln „sorgfältig und angemessen vollziehen“.

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: Gerhard G./frankunfrei / Pixabay

 


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