Zwei Jahre nach der Flut: Wie steht es um den Hochwasserschutz?

Starkregenkarte, Handlungskonzepte, Warn-Sirenen – wie ist der aktuelle Stand?

Am 14. Juli 2023 wird es zwei Jahre her sein, dass in Hilden Bäche und die Itter übergelaufen waren, weil die Regenrückhaltebecken dem Extrem-Starkregen nicht mehr standhalten konnten.

Zahlreiche Keller wurden überflutet, u.a. am Nove-Mesto-Platz oder im Norden.

Viele der damaligen Eigentümerinnen und Eigentümer sind durch die Katastrophe jetzt sensibler und wachsamer geworden: Was ist, wenn so ein Unglück mal wieder passiert?

 

Wir haben im Hildener Rathaus nachgefragt: Welche Lehren wurden gezogen? Und wie kann der Hochwasserschutz verbessert werden?

 

 

Privatleute sind selbst für Schutz ihres Eigentums verantwortlich

Zunächst einmal betont die Stadtverwaltung, dass alle Hauseigentümerinnen und -eigentümer für Schutznahmen mehr oder weniger selbst verantwortlich sind. Die Kommune könne mit öffentlichen Vorsorgemaßnahmen die privaten Maßnahmen „nur ergänzen, aber nicht ersetzen“.

Als Hilfestellung hat die Stadt Hilden mit dem Ing.-Büro Fischer Teamplan aus Solingen ein Handlungskonzept zum Starkregenrisikomanagement mit Starkregengefahrenkarten für die Stadt erstellt, teilt uns das Rathaus auf Nachfrage mit.

Dieses Konzept inklusive der Karten ist auf der städtischen Internetseite veröffentlicht. Mehr dazu…

 

Auch im GeoPortal der Stadt Hilden sind die Hochwasser- und Starkregengefahrenkarten einsehbar.

Mehr dazu…

 

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„Hier können sich Bürgerinnen und Bürger einen Überblick zu ihrer Betroffenheit von möglichen Überflutungen bei Starkregen verschaffen“, sagt uns die Stadt.

Wir haben uns das einmal angeschaut: Man muss sich schon sehr intensiv damit beschäftigen. Ein paar oberflächliche Blicke reichen da nicht. Die Frage ist, ob Laien damit wirklich etwas anfangen können.

 

Die Stadt Hilden empfiehlt außerdem Internetseiten des NRW-Umwelt- und Wirtschaftsministeriums und des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GdV).

Auch da kann man sehr ausdauernd nach Infos und Tipps suchen.

Die Verbraucherzentrale NRW hat außerdem Broschüren zu den Themen „Alles klar bei Starkregen“ und „Unwetter Gebäude-Check“ veröffentlicht.

 

Und was tut die Stadt?

Für den Schutz öffentlicher Gewässer und Flächen ist natürlich die Stadt zuständig.

Im Oktober 2021 hat die Stadt Hilden ein Handlungskonzept zum Starkregenrisikomanagement vorgestellt.

Im Mai 2022 folgten Vorschläge mit 65 Maßnahmen, Prüfung von 28 multifunktionalen Flächen und Mulden auf Eignung als Retentionsstandort etc.

 

Was ist seitdem geschehen?

„Die vorgeschlagenen Maßnahmen wurden hinsichtlich der Umsetzbarkeit durch die Stadt Hilden bewertet“, erklärt uns die Stadt.

 

Im Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz am 24. November 2022 wurde ein Sachstandsbericht vorgelegt.

Auch hier kann man sich anhand diverser Karten ein Bild davon machen, wie die Situation am eigenen Wohnhaus ist.

 

„Bereits bei dieser grundsätzlichen Bewertung wurde deutlich, wie schwierig Maßnahmen umzusetzen sind – selbst auf bereits städtischen Flächen“, sagt uns die Verwaltung. „Derzeit wird für drei ausgewählte Standorte geprüft, ob in Hilden das Konzept von sogenannten ‚multifunktionalen Flächen‘ umsetzbar ist. Dieses sieht vor, dass auf Grünflächen, Straßen oder anderen öffentlichen Flächen eine schadlose Zwischenspeicherung des sauberen Regenwassers ermöglicht werden kann.“

 

Wann funktionieren alle Warnsirenen wieder?

Vor der Flutkatastrophe von 2021 und auch noch vor Ausbruch des Ukraine-Krieges galten Warnsirenen als „veraltet“, denn – „was soll heutzutage schon noch passieren?“, so die allgemeine Stimmungslage. Diese Einstellung hat sich mittlerweile geändert: „Nie waren Sirenen so wichtig wie heute“, sagt uns beispielsweise die Hildener Feuerwehr.

 

Im März 2023 gab es zuletzt einen Warntag, an dem die Sirenen in der Stadt getestet wurden.

Allerdings waren da lediglich zwei von 14 Sirenen einsatzbereit, nämlich Am Feuerwehrhaus und Am Strauch. Wir haben berichtet.

 

Wie ist nun der aktuelle Sachstand?

 

 

13 der insgesamt 14 Sirenenanlagen sind installiert. Diese Anlagen sollen voraussichtlich bis Ende Juli 2023 einsatzbereit sein“, sagt uns die Stadt. „Bei sechs Anlagen passt die Feuerwehr vor Ort noch eine Programmierung an. Bei sechs weiteren steht die Installation der Steuertechnik aus. Der 14. Standort muss noch abschließend abgestimmt werden. Dieser soll bis spätestens Ende 2023 hergestellt sein.“

 

Itter-Deich: Müssen Bäume gefällt werden?

Es gab außerdem eine Diskussion über die Erneuerung oder Sanierung des Itter-Deiches. Vor etwa einem Jahr war aber offenbar noch nicht geklärt, wer dafür nun eigentlich zuständig, bzw. federführend sein soll. Ebenso unklar war u.a., ob Bäume gefällt oder Erdwälle ertüchtigt werden müssen, wie ein Deich überhaupt definiert wird oder ob die Itter renaturiert werden soll oder kann.

 

Inzwischen haben die Stadt Hilden und der Bergisch-Rheinische Wasserverband (BRW) dazu neue Erkenntnisse – die Naturschützer freuen sollten.

 

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„Bäume an der Itter müssen nicht aus Gründen des Hochwasserschutzes gefällt werden“, teilte uns der BRW vor kurzem mit. „Nach intensiver und im Ergebnis übereinstimmender Prüfungen aller Beteiligten (BRW, Kreis Mettmann und Stadt Hilden) kann der Baumbestand auf den Verwallungen verbleiben.“

 

Derzeit werde geprüft, ob die Itter im und am Stadtbereich von Hilden renaturiert werden kann. Außerdem hat der BRW ein „Handlungskonzept Hochwasserschutz“ erstellt.

Mehr Infos dazu gibt es hier…
 

Bericht: Achim Kaemmerer

Fotos: anzeiger24.de

 


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