Baumfällungen an der Itter: So soll es weiter gehen

Muss im Westen ein neuer Deich gebaut werden?

Jahrzehntelange hat niemand etwas gesagt. Jetzt, nach einigen Wetter-Kapriolen und der Überflutung im Juli 2021 wollen die Behörden festgestellt haben, dass die Bäume entlang der Itter (zwischen Horster Allee und Südstraße) bei Hochwasser ein Gefährdungspotential für den Damm darstellen könnten.

 

Was ist da nun los? Vor einigen Tagen hatten wir über den Fall berichtet, allerdings bleiben viele Fragen ungeklärt.

Beim Klima- und Umweltausschuss am Donnerstag, 19. Mai, brachte die Verwaltung die Politik auf den aktuellen Stand.

 

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Worum geht es?

Die Bezirksregierung hat bei der Erstellung neuer Hochwassergefahrenkarten in 2019 zwischen der Bahntrasse (Nord-Süd-Richtung) und der westlichen Stadtgrenze zu Düsseldorf-Benrath (A59) entlang der Itter einige der Erdwälle plötzlich als „Deiche, mobile und stationäre Hochwasserschutzwände“ ausgewiesen, berichtete Baudezernent Peter Stuhlträger. Der Rheinisch-Bergische Wasserverband (BRW) wollte daraufhin Bäume roden, weil deren Standfestigkeit und die Stabilität des Walls nicht mehr gewährleistet sein könnten. Im Oktober 2021 hatte die Untere Wasserbehörde die Stadt Hilden um eine Stellungnahme gebeten. Hierzu berichtete die Verwaltung im nichtöffentlichen Teil des Stadtentwicklungsausschusses am 27. Oktober. Danach wurde das Vorhaben öffentlich, und die Diskussion war losgetreten.

 

Doch bis heute scheint nicht klar zu sein, was jetzt eigentlich zu tun ist:

  • Wie wird der Hochwasserschutz grundsätzlich sichergestellt?
  • Müssen die Erdwälle ertüchtigt werden und müssen in diesem Zug zur Sicherstellung des Hochwasserschutzes an der Itter Bäume gefällt werden?
  • Welche Alternative gibt es (Renaturierung der Itter)?
  • Oder muss gar ein neuer Deich gebaut werden?

 

Was muss getan werden, vor allem im Hinblick auf künftige Starkregen-Ereignisse?

Die Stadtverwaltung erklärt: „Nach Auffassung der Stadt und des BRW wird der gesetzlich geforderte Hochwasserschutz für ein hundertjähriges Hochwasser derzeit im Verlauf der Itter sichergestellt. Eine Bemessung für ein höheres Hochwasser ist aus ökologischen und finanziellen Überlegungen nicht tragbar.“

Allerdings seien nun „für den besonders gefährdeten Bereich zwischen 2,9 bis km 3,2 [also im Bereich Schlupkotensee, Anm. d. Red.] Sicherungsmaßnahmen seitens des BRW geplant“ worden. Die Untere Naturschutzbehörde hatte dem BRW eine Genehmigung erteilt, bis zum 28. Februar 2022 nördlich der Itter Bäume zu fällen. „Diese Genehmigung ist inzwischen verfallen“, so der Bericht.

 

Was passiert nun stattdessen?

„Zunächst werden provisorische Maßnahmen zur Sicherung der Erdwälle – wie z.B. das Aufbringen einer Sandsacklage zur Erhöhung der Erdwallkrone – vorgenommen (…)  Aus heutiger Sicht ist noch nicht klar, im welchem Umfang Baumfällungen erforderlich sind (…) ggfs. sind Baumfällungen [wichtig; nur im Zusammenhang mit dem Hochwasserschutz, Anm.d.Red.] auch überhaupt nicht erforderlich“, erklärt die Verwaltung. „Nicht mehr vermeiden lässt sich die Fällung, wenn (…) es sich bei den linienförmig angelegten Erdwällen um Deiche im Sinne der technischen Regelwerke (DIN 19712) handelt.“ Da die Unterlagen aus den 60er Jahren da nicht eindeutig sind, müsse dieser Sachverhalt überprüft werden.

 

Falls es sich beim Dammufer allerdings „nur“ um einen „Erdwall“ handelt, dann ist nach Meinung der Bezirksregierung der Hochwasserschutz nicht garantiert.

 

Wer ist eigentlich zuständig?

Wer entscheidet nun eigentlich darüber, was genau gemacht werden soll? Die Stadt meinte bis vor kurzem, die Bezirksregierung oder der Kreis Mettmann seien zuständig. Die Bezirksregierung aber erklärte u.a. auf Anfrage von anzeiger24.de, dass die Stadt Hilden entscheiden müsse, ob die Erdwälle in regelkonforme Deiche überführt werden oder nicht: „Nach Einschätzung des BRW und der beteiligten Behörden würde dies vermutlich einen kompletten Neubau bedeuten“, sagt nun die Stadtverwaltung.

 

Daher seien nun Stadt, Obere und Untere Wasserbehörde, Untere Naturschutzbehörde und BRW derzeit im Austausch, wobei der BRW „federführend“ hier tätig sei: „Ziel ist es, gemeinsam die notwendigen Sanierungsmaßnahmen entlang der Itter abzustimmen, abzuwägen und mit möglichst großer Rücksicht auf den Baumbestand umzusetzen.“

 

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Und wie lange dauert das ganze nun?

Dazu konnte Dezernent Peter Stuhlträger dem Umweltausschuss gegenüber noch keine Angabe machen: „Das ist alles Zukunftsmusik. Das ganze Verfahren kann vier bis fünf Jahre dauern.“

 

Bleibt also zu hoffen, dass bis dahin nicht noch einmal ein „Jahrhundertwasser“ die Itterstadt heimsucht.

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Fotos: anzeiger24.de / HansLinde/pixabay

 


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