Internationaler Frauentag: Hildenerinnen wehren sich gegen sexuelle Belästigung
„Hallo, Süße, möchtest Du mein Nachtisch sein?“ Es gibt offenbar tatsächlich Männer, die meinen, sie könnten so eine Frau beeindrucken und für sich gewinnen. Manche finden es vielleicht lustig, andere wohl eher armselig. Und für viele Angesprochene ist so ein Spruch schlicht und ergreifend sexuelle Belästigung.
Darauf haben das Gleichstellungsbüro der Stadt Hilden (Foto oben vorne: Kirsten Max), der SKFM im Kreis Mettmann und der Internationale Frauentreff von Hilden am heutigen Internationalen Frauentag, 8. März, mit einer besonderen Aktion aufmerksam gemacht: „Catcalling – #Wir kreiden an!“
„Catcalling, so lautet mittlerweile der Fachbegriff für aufdringliche, sexuell aufgeladene Anmachsprüche. Es ist vor allem eines: „Kein Kompliment.“
Und genau das soll die Aktion ausdrücken: Mädchen und Frauen, die schon einmal ein Catcalling-Erlebnis hatten, durften am Mittag die Sprüche mit Kreide in einem vorbereiteten Feld auf dem Alten Markt niederschreiben.
Was dabei herauskam?
Einige Beispiele:
„Eine Führungskraft bot mir Kaffee an. Er fragte: ‚Milch oder Zucker? Von vorne oder hinten?‘“
„Ihr wollt doch nur richtig geleckt werden!“
„Hast Du Dich heute schon selbst befriedigt?“
„Geiler Arsch!“, bzw. „Geile Titten!“
„Kannst Du so gut blasen wie reden?“
Das will wahrscheinlich keine Frau mit Stil hören. Und das sollen die Männer begreifen.
Sprüche auch per Postkarte verschicken
Hilden war erst der Anfang. Die Aktion wird daher nun in den anderen Städte im Kreis Mettmann fortgesetzt. Hier haben betroffene Frauen und Mädchen die Möglichkeit, ihre Erfahrungen auf einer Postkarte zu verewigen, die in öffentlichen Einrichtungen erhältlich sind. Alternativ kann der Beitrag auch über den QR-Code (in der Ecke rechts oben) verschickt werden.
Im November 2022 werden die Ergebnisse der Sammlung veröffentlicht.
Für weitere Informationen zu der geplanten Kampagne steht die SKFM-Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt zur Verfügung. Die engagierten Fachberaterinnen sind montags bis freitags telefonisch unter 02104/1419-226 oder per E-Mail unter sexualisiertegewalt@skfm-mettmann.de erreichbar.
„Catcalling ist kein Kavaliersdelikt“
Eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen aus dem Jahr 2021 hat ergeben, dass Catcalling in schweren Fällen zu tiefgehender Verunsicherung, Ängsten und psychischen Erkrankungen führen kann.
Viele dieser Äußerungen in Deutschland sind jedoch nicht strafbar, im Gegensatz zu einigen anderen europäischen Ländern. In Frankreich beispielweise wird Catcalling in extremen Fällen mit einer Geldstrafe bis zu 1.500 Euro geahndet.
Eva-Maria Düring, Bereichsleiterin des SKFM Mettmann e.V. findet daher eindeutige Worte: „Catcalling ist kein Kavaliersdelikt. Die betroffenen Frauen und Mädchen werden zu Objekten degradiert. Deshalb wird es dringend Zeit, verbale sexuelle Belästigung auch in Deutschland als Straftatbestand anzuerkennen.“
„Broken“: Zwei Schaufensterpuppen stehen für Diversität
Eine zweite und ähnliche Aktion zum Internationalen Frauentag hat das Wilhelm-Fabry-Museum organisiert: Der Künstler Dennis Josef Meseg, der bereits 2020 mit seinem Corona-Mahnmal „It is like it is“ in Hilden zu Gast war, präsentierte seine Skulptur „Broken“, die auf das Thema Diversität aufmerksam macht.
Sandra Abend (Fabry-Museum), Kirsten Max (Gleichstellungsbeauftragte Stadt Hilden), Künstler Dennis J. Meeg und Ute Holz (Kulturamt) wollen die Skulptur beschriften.
Meseg möchte ein Zeichen gegen Gewalt gegen Frauen setzen. Die Umsetzung seiner Gedanken in ein Kunstwerk ist weit tiefgründiger, als es auf den ersten Blick erscheinen mag: Schaufensterpuppen und oranges Flatterband bilden Symbole, denen einzeln betrachtet eine vertraute, klare Deutung zukommt.
Das Flatterband ist ein Zeichen für Abgrenzung, im positiven Sinne als Schutz vor Gefahren, aber auch als Hindernis auf dem Weg zueinander.
„Puppe“ oder „Püppchen“ – wie oft hat man diese Bezeichnungen nicht schon gehört? Doch was nach einem Kosewort klingt, zeugt in Wahrheit von Geringschätzung: Frauen werden auf ihr Äußeres reduziert, auf ein Spielzeug ohne Verstand.
Orange wiederum ist die Farbe der Freiheit, der Freude und Geborgenheit, der emotionalen Wärme.
Deshalb hat die alljährlich von UN Women durchgeführte Kampagne „Orange the World“ eben diese Farbe für ihren Feldzug gegen das unausgesetzte, vielfältige Leid der Frauen erwählt.
Und genau das bringt die Skulptur „Broken“ am Wilhelm-Fabry-Museum zum Ausdruck…
Es gibt noch ➤ weitere Aktionen zum Internationalen Frauentag in Hilden…
Bericht: Achim Kaemmerer
Fotos: anzeiger24.de
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