Chaos bei S1: Grüne versprechen Besserung im ÖPNV – aber wie?

Fragen an die Landtagsabgeordnete Ina Besche-Krastl

Die S1 ist seit jeher ein Dauer-Ärgernis. Am Montag, 24. Oktober, machte sich die Grüne Landtagsabgeordnete Ina Besche-Krastl (Kreis Mettmann, kl. Foto oben) am S-Bahnhof Hilden-Süd selbst ein Bild von der Lage.

„Ich bin erst seit drei Monaten im Amt, aber die S1 war sofort Thema“, erklärte sie beim Treffen mit dem Ortsverein.

 

S1-Hilden-Gruene

v.l.: Ina Besche-Krastl, Helen Kehmeier, Andrea Grunert, Cornelia Geißler, Klaus-Dieter Bartel
Foto: Grüne Hilden

 

Die stellvertretende Bürgermeisterin Marianne Münnich ergänzte: „Man muss heute ein oder zwei Züge früher einplanen, wenn man irgendwo pünktlich sein möchte. Eine Verkehrswende sieht anders aus“.

 

In einer anschließenden Pressemitteilung verkündete Besche-Krastl: „Im Koalitionsvertrag haben wir festgelegt, dass wir den ÖPNV zum Rückgrat einer nachhaltigen Mobilität machen. Wir investieren in den Ausbau des Schienennetzes und wollen eine Verbesserung der Verlässlichkeit des ÖPNV-Angebots erreichen. Unser Ziel ist es, den Verkehrsanteil deutlich in die Richtung ÖPNV zu verschieben. Dazu machen wir den ÖPNV leistungsstärker, verlässlicher, vernetzter, flexibler, sicherer und barrierefrei. Bis 2030 wollen wir das Angebot im ÖPNV um mindestens 60 Prozent erhöhen.“

 

Nun, ankündigen kann man natürlich viel.

Wir wollten es genauer wissen und haben ein paar Fragen nachgeschickt.

 

Wie wollen die Grünen den ÖPNV in NRW verbessern? 

 

anzeiger24.de: Das Grundproblem der S1 ist wohl, dass die Zugstrecke zwischen Dortmund und Solingen zu lang und daher für Störungen anfällig ist. Eine Lösung wäre also, die Linie zu „entzerren“.

Inwieweit kann die Politik auf die Bahn, bzw. den VRR Einfluss nehmen, um Linienverbindungen wie die S1 neu zu strukturieren?

Ina Besche-Krastl: Im Verwaltungsrat des VRR sitzen politische Vertreter*innen der Kommunen im VRR-Gebiet, die so eine Möglichkeit haben auf die Angelegenheiten des Nahverkehrs Einfluss zu nehmen. Nicht nur als Mitglied der VRR-Verbandsversammlung, auch als Landtagsabgeordnete, stehe ich mit den Verkehrsverbünden im Austausch und setze mich für Verbesserungen in meinem Kreis und ganz NRW ein.

Bei der Streckenführung der Linie S1 überwiegen die Vorteile, da Umstiege entfallen und die Reichweite hoch ist. Natürlich müssen Störungen auf der Strecke vermieden und das gesamte Netz modernisiert und ausgebaut werden. Dies hat sich die Koalition aus CDU und Bündnis 90/Die Grünen zum Ziel gesetzt.

 

Gibt es bei der Landtagsfraktion der Grünen Pläne oder Ideen, was konkret mit der Linie S1 geschehen soll, um die Situation zu verbessern?

Ina Besche-Krastl: Seitdem ich im Amt bin, erreichen mich zahleiche Zuschriften zur Qualität des Bahn-Verkehrs in NRW. Auch zur Linie S1 und den Problemen in Hilden. Es rächt sich, dass viele Jahre nicht ausreichend in den Erhalt und die Erneuerung der Infrastruktur investiert wurde. Dazu kommt, dass sich der Mangel an Fachkräften zunehmend auch im Betrieb des Nahverkehrs bemerkbar macht.

Hier hat sich das Landesprogramm „Fokus Bahn“ gemeinsam mit den Verkehrsverbünden und den Verkehrsunternehmen zum Ziel gesetzt, Personal für den Schienenpersonenverkehr zu gewinnen.

Ganz aktuell haben wir als schwarz-grüne Koalition eine Initiative in den Landtag eingebracht, die die Qualität des Schienenverkehrs zeitnah verbessern soll. Bei der Vergabe von Verkehrsleistungen soll zukünftig nicht allein der Preis entscheidend sein, sondern mehr Zuverlässigkeit durch ausreichende Personalreserven und Fahrzeuge die oberste Priorität haben. Dies kommt auch der S1 und den Pendler*innen in Hilden zugute.

 

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Wir haben uns auf Ihrer Seite umgeschaut. Dort steht u.a., Sie möchten sich für die „Verkehrswende“, eine „Mobilitätsgarantie“, ein „Bürger*innenticket“ und eine „intelligente Vernetzung aller Verkehrsangebote“ einsetzen.
Welche Maßnahmen schweben Ihnen, bzw. Hr. Landesverkehrsminister Oliver Krischer da vor? Gibt es bereits Ideen/Konzepte/Vorschläge/Initiativen für Gesetzesvorlagen o.ä., um diese Ziele zu erreichen?

Ina Besche-Krastl: Wir haben uns im Koalitionsvertrag darauf verständigt, den ÖPNV zum Rückgrat einer modernen und nachhaltigen Mobilität zu machen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs um 60 Prozent zu erhöhen, die Zahl der Direktverbindungen auf der Schiene zu steigern und Streckenreaktivierungen, Ausbauten und Sanierungen entschlossen voranzutreiben.

Für die geplante landesweite Mobilitätsgarantie erarbeiten wir ein Konzept, damit überall im Land mindestens einmal die Stunde ein ÖPNV-Angebot vorhanden ist.

Für kurzfristige Verbesserungen, auch im ländlichen Raum, wollen wir ein flächendeckendes Schnellbusnetz schaffen.
In der Frage des Tickets ist bundesweit eine neue Dynamik entstanden. Die Nachfolge des 9-Euro-Tickets, das geplante 49-Euro-Ticket, bedeutet für viele Pendler*innen eine merkliche finanzielle Entlastung. Außerdem würde sich die Reichweite der Tickets erhöhen, die Nutzung des ÖPNVs wird deutlich einfacher, denn das lästige Studieren der Tarife am Fahrkartenautomat hätte ein Ende.

 

Inwieweit könnten die Nutzerinnen und Nutzer der S1 davon profitieren?

Ina Besche-Krastl: Die Nutzer*innen der S1 profitieren insbesondere von der Modernisierung und Sanierung der Strecke, die resilienter und weniger störanfällig sein wird.

 

Ein anderes grundlegendes Problem ist die marode Infrastruktur im gesamten Bahnnetz. Zum Beispiel gibt es immer wieder Komplikationen mit veralteten Stellwerken, was dann zu Störungen im Betriebsablauf führt. So lange solche Probleme nicht behoben sind, nutzen auch die besten Neustrukturierungen der Linien oder einfachere Ticketsysteme nichts, um das Bahnfahren attraktiver zu machen.

Die Entscheidungskompetenz liegt beim (FDP-geführten) Bundesverkehrsministerium. Was können die Grünen im Düsseldorfer Landtag dazu beitragen, dass es hier zu Veränderungen/Modernisierungen kommt?

Ina Besche-Krastl: Der Nahverkehr in den Bundesländern finanziert sich zu einem großen Teil über die sogenannten Regionalisierungsmittel, deren Erhöhung die Ampel-Koalition im Bund in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten hat. Dieses Versprechen muss Bundesverkehrsminister Volker Wissing nun endlich einlösen und die dringender denn je benötigten Mittel freigeben.
Wir haben uns im schwarz-grünen Zukunftsvertrag NRW darauf verständigt, die Landesmittel für den ÖPNV analog zu den Bundesmitteln ebenfalls zu erhöhen, um ein stabiles, zukunftsfähiges ÖPNV-Netz in NRW zu schaffen

Bericht/Interview: Achim Kaemmerer

 


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