Forschungs-Krimi um ein geheimnisvolles Gemälde

Ausstellung „Ist mein Rubens ein Van Dyck?“ wirft viele Fragen auf

Das ist schon einmalig in der Hildener Kulturgeschichte: Erstmals zeigt das Kulturamt in der Städtischen Galerie im Bürgerhaus, Mittelstraße 40, eine Ausstellung, die sich um nur ein Gemälde dreht. Doch eben dieses Kunstwerk hat eine geheimnisvolle Geschichte, wie der Titel verrät: „Ist mein Rubens ein Van Dyck?“

Das Porträt zeigt einen Mann in der Mode des 17. Jahrhunderts mit einem opulenten Mühlsteinkragen.

Was hat es damit auf sich?

 

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Die Ausstellung wird am Donnerstag, 7. Dezember 2023, um 18:30 Uhr eröffnet und läuft bis zum 13. Januar 2024; außer zwischen Weihnachten und Neujahr. Der Eintritt ist frei.

 

Höchst wertvolle Rarität? Spannende Spurensuche

Leihgeber des Hauptmotivs ist Michael Deprez (Foto l.), der das Bild in den 90er Jahren von seiner Mutter geerbt hat, die es wiederum von ihrer Großtante Annegerd Riffel erhielt. Riffel war vor dem Zweiten Weltkrieg eine Schauspielerin und Synchronsprecherin in Berlin.

Der Clou: „Laut mehrerer Expertisen soll es vom flämischen Maler Anthonis Van Dyck gemalt worden sein und den Literaten Philip Rubens, Bruder des berühmten Malers Peter Paul Rubens zeigen, in dessen Werkstatt Van Dyck arbeitete“, sagt Kulturamtsleiterin Dr. Sandra Abend (r.). Ist Van Dyck also auch der Maler gewesen?

 

Und ist Michael Deprez daher Eigentümer einer höchst wertvollen Rarität

Dazu muss erst einmal die Herkunft recherchiert werden.

 

„Der mündlichen Überlieferung nach stammt das Gemälde aus dem Château Saint Cloud bei Paris. Während des Deutsch-Französischen Krieges besetzten preußische und bayerische Truppen am 19. September 1870 das Schloss, das nach einem französischen Artilleriebeschuss in Brand geriet“, erklärt Sandra Abend die Spurensuche. „Ein deutscher Offizier hat wahrscheinlich die Leinwand des Gemäldes aus dem Rahmen geschnitten, eingerollt und das Bild schließlich dem preußischen Offizier Henry von Burt geschenkt. Allerdings ist das nur eine Vermutung.“

 

Annegerd Riffel soll dann das Gemälde 1931 von der Tochter von Burts in Berlin erhalten und während des Zweiten Weltkriegs vor den Bombenangriffen beschützt haben – während die Gutachten über das Bild und ein großer Teil ihrer Kunstsammlung im November 1943 zerstört wurden.

 

Blue-Monkeys

 

Ist das Bild nun ein echter Van Dyck?

Der Restaurator Volker Esser hat das Exponat unter die Lupe genommen, ergänzt Dr. Sandra Abend: „Eine Schnittkante an der kaschierten Leinwand und weitere Indizien deuten darauf hin, dass das Gemälde aufgerollt wurde. Auch lässt der sehr enge Bildausschnitt des Porträts darauf schließen, dass es beschnitten wurde. Es existieren mindestens noch vier weitere Versionen des Bildmotivs. Eine davon befindet sich in der Gemäldesammlung Dresden, eine andere wurde 1980 im New Yorker Auktionshaus Sotheby‘s versteigert. Ein spätere Version stammt von Peter Felix von Sivers aus dem 19. Jahrhundert und ist in der Sammlung des estnischen Kunstmuseums in Tallin zu sehen.“

Ähnlichkeiten zu Philip Rubens gibt es, aber ist er es wirklich? Wer war der Porträtierte, der uns mit wachen Augen anschaut?

„Die Ausstellung wirft mehr Fragen auf als sie beantwortet“, räumt Sandra Abend ein. Aber genau das findet sie so spannend daran…

 

Öffnungszeiten der Ausstellung bis zum 13. Januar 2024: dienstags, mittwochs und freitags von 16 bis 18 Uhr, donnerstags von 16 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 15 Uhr. Vom 24. Dezember 2023 bis 1. Januar 2024 geschlossen.

Michael Deprez wird an jedem geöffneten Donnerstag von 17 bis 19 Uhr anwesend sein, um mit den Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch zu kommen.

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Quelle: Kulturamt Hilden
Foto: anzeiger24.de

 


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