Keine Forstwirtschaft mehr im Stadtwald?

BUND fordert: Nur noch Naturschutz und Erholungsgebiet, keine Baumentnahmen mehr

Er ist eine der grünen Oasen rund um Hilden: Der Stadtwald umfasst eine Fläche von rund 430 Hektar, besteht zu etwa 20 Prozent aus Naturschutzgebieten, beherbergt diverse seltene Tier- und Pflanzenarten und ist mit einem reichhaltigen Baumbestand ausgestattet.

Aber: ein Teil des Stadtwaldes wird auch für die Forstwirtschaft genutzt, d.h.: Bäume werden für die Holzverarbeitung gepflanzt und später gefällt.

 

Das möchten der NABU im Kreis Mettmann und der BUND in Hilden geändert sehen. In einem Bürgerantrag an die Stadt Hilden fordern die Naturschutzorganisationen: „Der Hildener Stadtwald soll zukünftig ausschließlich dem Naturschutz, dem Klimaschutz und der Erholung dienen. Die Forstwirtschaft soll eingestellt werden.“

 

Warum?

„Unbewirtschaftete, alt werdende Wälder schützen das Klima, tragen erheblich zur biologischen Vielfalt bei und sind wichtig für uns Menschen“, sagt Claudia Roth vom BUND Hilden (Foto oben). „Hier können sich Arten und Lebensgemeinschaften an Veränderungen wie den Klimawandel anpassen, ohne durch Land- und Forstwirtschaft zusätzlich unter Druck zu geraten.“

Wenn Bäume ihr hohes biologisches Alter erreichen, bieten sie „jede Menge Klein- und Kleinstlebensräume für waldtypische Arten“ und „speichern neben Wasser enorme Mengen CO2“.

 

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Die Anreicherung von Biomasse „entzieht der Atmosphäre rasch Kohlenstoff und ist damit eine ‚Sofortmaßnahme‘ beim Klimaschutz“, heißt es weiter. Und: „In Wildnisgebieten lässt sich lernen, wie Natur sich ohne menschliches Zutun entwickelt. Hier können Menschen eine ungewohnte Strukturvielfalt erleben, die oft als ‚wild‘ empfunden wird und nicht unseren vertrauten Sehgewohnheiten entspricht.“

 

Wie berechtigt ist das Anliegen?

Bei einem öffentlichen Waldspaziergang am 25. Mai mit dem Förster Dennis Anders haben sich Mitglieder des Umweltausschusses und einige interessierte Bürgerinnen und Bürger über den Zustand des Stadtwaldes informiert.

 

Dabei erklärte Dennis Anders: Die Forstwirtschaft mache nur einen kleinen Teil der Stadtwald-Pflege aus. Im Gegensatz zu manch anderen Wäldern wurde hier nicht auf wirtschaftlich ertragreiche Monokulturen von Fichten gesetzt. Vielmehr tummeln sich im Hildener Forst mehrere Eichen, Ahorns und Kiefern sowie Birken, Rot- und Hainbuchen, Erlen, Weiß- und Küstentannen bis zu Douglasien.

 

„Wenn 1.800 Kubikmeter Bäume nachwachsen, werden 1.000 von ihnen entnommen“, erklärte Dennis Anders. Und wenn Bäume entnommen werden, schaffen sie Licht für die nächste Generation. Aufgrund komplexer Berechnungen werde genau bestimmt, wie viele Gehölze gefällt werden können.

 BUND-Forstwirtschaft-Anders

Förster Dennis Anders

 

Und der ebenfalls anwesende Beigeordnete Peter Stuhlträger betonte: Der Stadtwald sei sowohl ein Erholungswald als auch ein Forstbetrieb, wobei die Forstwirtschaft eher eine kleinere Rolle spiele. Dennoch „leistet“ es sich die Stadt, einen Förster mit Mitarbeitern und ggf. Azubis zu beschäftigen.

 

Claudia Roth regte außerdem an, einige Waldwege zu sperren, damit sich die Natur und die Bäume dort entfalten können.

Das sei rechtlich nicht möglich, erläuterte Dezernent Stuhlträger: „Der Stadtwald ist ein Stiftungswald und wurde der Stadt vom Stifter ausdrücklich als Erholungsgebiet überlassen.“ Würde man Teile der Waldwege für die Öffentlichkeit unzugänglich machen, wäre die Erholungsfunktion nicht mehr gegeben.

 

Auch Hildener Stadtwald von Trockenheit betroffen

So erhaben die „grüne Lunge“ erscheint: Auch im Hildener Stadtwald gibt es Probleme mit der Dürre, berichtete Förster Dennis Anders. Vor allem die Fichten seien extrem betroffen. Die Hitzeperioden der letzten Jahre haben dafür gesorgt, dass sich zu wenig Harz gebildet hat, der als Abwehrstoff dient. Somit hatten Borkenkäfer ein leichtes Spiel.

 

Der Bürgerantrag von NABU und BUND wird wohl nun voraussichtlich in einem der nächsten Umweltausschuss-Sitzungen behandelt.

 

Bericht/Fotos: Achim Kaemmerer

 


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