Protest gegen Bebauung Gerhart-Hauptmann-Hof: Politik erzielt Kompromiss

Bauherr Vonovia wird aber wohl Planungsschaden geltend machen…

Schon wieder eine Diskussion über Wohnbebauung auf Grünflächen. Und schon wieder gab es die zu erwartenden Proteste von Anwohnern. Aber diesmal zeigte sich die Stadtpolitik einsichtig und zog einen ursprünglichen Beschluss zurück. Die Lösung wird zwar nicht allen Nachbarn gefallen. Und die Vonovia wird als Bauherr wohl einen „Planungsschaden“ geltend machen. Aber immerhin ist ein Fleckchen Grün „gerettet“ worden.

 

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Worum geht’s?

Im Bereich zwischen St. Konrad-Allee und Gerhart-Hauptmann-Hof im Hildener Süden gibt es zwischen zwei Wohnhaus-Blocks eine grüne Wiese. Dort wollte die Baugesellschaft Vonovia einige Mehrfamilienhäuser hochziehen.

 

 

Gerhart-Hauptmann-Hof-Wiese

Dieses Fleckchen Grün sollte überbaut werden…

 

Dafür gab es bereits 2019 „grünes Licht“ vom Stadtentwicklungsausschuss und einen positiven Bauvorbescheid der Stadtverwaltung. Doch dann lehnten sich einige Anliegende gegen die Nachverdichtung auf. Politik und Rathaus machten daraufhin einen Rückzieher und rollten das Bauleitplanverfahren neu auf.
Das hat aber finanzielle Konsequenzen. Denn nun möchte die Vonovia für den „Vermögensverlust“ entschädigt werden. Das nehmen die Politiker und die Verwaltung allerdings in Kauf.

 

Ortsbesichtigung vor der Abstimmung

Am Mittwoch, 1. September, gab es im Stadtentwicklungsausschuss (StEA) eine Entscheidung. Zuvor lud die Stadt zu einem Besichtigungstermin am Gerhart-Hauptmann-Hof ein. Dort diskutierten Baudezernent Peter Stuhlträger und Ratsmitglieder mit den Bewohnern. Diese machten noch einmal ihrem Ärger Luft und beklagten sich, dass ihr Zufahrtsweg ohnehin schon viel zu eng sei, dass die neuen Nachbarn ihnen von ihrem Neubau aus in die Fenster gucken könnten, und dass wieder einmal Grünflächen versiegelt werden – was nach dem Starkregen Mitte Juli nicht mehr gemacht werden dürfte. Peter Stuhlträger betonte an dieser Stelle: Bauherren haben bei Neubauten dafür zu sorgen, dass Regenwasser nicht in den Kanal fließt, sondern an anderer Stelle im Boden versickert.

 

Gerhart-Hauptmann-Hof-Strasse

Der Gerhart-Hauptmann-Weg ist eine recht enge Gasse… 

 

Die Entscheidung: Aufstockung, Lücke füllen, nur Carport auf der Wiese

Mit diesen Eindrücken steckten die Ausschuss-Mitglieder bei ihrer anschließenden Sitzung die Köpfe zusammen und stellten eine Kompromisslösung aus mehreren Vorschlägen zusammen.

 

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Das Ergebnis: Vonovia kann sein zweigeschossiges Wohngebäude St. Konrad-Allee 36-42 auf drei Geschosse aufstocken und ein Dachgeschoss hinzufügen. Und die Lücke zwischen den beiden Gebäuden darf gefüllt werden. So könnten ca. ein Dutzend Wohneinheiten entstehen. Die Wiese darf nicht mit einem Wohnhaus bebaut werden, bestenfalls mit einem Carport mit Dachbegrünung. Die Erschließung soll über den Gerhart-Hauptmann-Hof laufen – das wird die Anwohner sicherlich nicht erfreuen. Als Entgegenkommen sollen sie aber ihre Gebäude bei Bedarf in Richtung Richrather Straße ausbauen dürfen – das wurde ihnen zuvor teilweise verwehrt.

 

Die Mehrheit im Stadtentwicklungsausschuss stimmte für diese Variante. Dagegen waren Ludger Reffgen von der Bürgeraktion und Werner Erbe, ehemals Die Linke – sie hätten am liebsten überhaupt keine Bebauung gehabt. Doch das wäre für die Stadt richtig teuer geworden.

 


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Rudolf Joseph (FDP), Ratsherr und stellvertretender StEA-Vorsitzender, zeigte sich im Gespräch mit anzeiger24.de erleichtert, dass wenigstens ein Teil der Wiese verschont bleibt: „Wir haben das kleinere Übel gewählt. Und wir konnten so die Entschädigung für die Vonovia etwas reduzieren.“

 

Vonovia: „Planungsschaden im mittleren sechsstelligen Bereich“

Vor der Sitzung haben wir das Bauunternehmen um eine Stellungnahme gebeten. Pressesprecherin Bettina Benner antwortet uns: „Wir bedauern sehr, dass die Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum so kritisch gesehen wird. Derzeit stehen unsere Planungen still. Dieser Stillstand und der damit verbundene Planungsschaden, der für alle Beteiligten nur Nachteile hat, wäre nicht entstanden, wenn Bedenken gegen die geplante Bebauung vor dem positiven Bauvorbescheid geäußert worden wären. Wir gehen derzeit von einem Schaden im mittleren sechsstelligen Bereich aus. Wir warten die Fortsetzung des Verfahrens nun ab, sind aber auch mit der Stadt weiterhin im Gespräch.“

 

Text/Fotos: Achim Kaemmerer

 


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