Streit um Wasserstoff-Siedlung im Süden – warum der BUND gegen Klimaschutz-Projekt wettert

Klimafreundliche Wohnbebauung an Bahntrasse mit Energiezentrale – doch was ist mit Lärm- und Starkregen-Schutz?

Von einem „einzigartigen Projekt, das es in Deutschland so noch nicht gab“ spricht der Initiator Jürgen Spelter (Foto oben l.): Im Hildener Süden – Bereich Karnaper Straße, Schürmannstraße, Diesterwegstraße und Eisenbahntrasse – plant er eine so genannte „Wasserstoff-Siedlung“.

Klimaschützer sollten eigentlich erfreut sein, doch der lokale BUND ist überhaupt nicht begeistert von der Idee.

Warum?

 

Worum geht es?

Der Stadtrat hat im Februar die erneute Offenlage des Bebauungsplanes Nr. 255 beschlossen.

Geplant sind 30 Wohneinheiten in einem Mix aus 16 Doppelhäusern, einer Reihenhauszeile mit vier Gebäuden sowie einem Einzelhaus und zwei Mehrfamilienhäusern. Es sollen außerdem über 30 neue Bäume gepflanzt werden. Außerdem soll eine Spielstraße entstehen.

 

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Das besondere an der „Wasserstoff-Siedlung“ soll die Energiegewinnung und -speicherung sein: Eine Photovoltaik-Anlage erzeugt im Sommer viel Strom – „und zwar mehr als verbraucht wird“, erklärt Jürgen Spelter im Gespräch mit anzeiger24.de. Dieser Überschuss wird dann im Winter genutzt.

 

Ein Elektroliseur in der „Energiezentrale“ wandelt die gespeicherte Energie in Wasserstoff um. Eine Brennstoffzelle verwandelt diesen Wasserstoff im Winter oder in „Schlechtwetterperioden“ wieder in Strom zurück. Bei diesen Vorgängen wird außerdem Wärme freigesetzt, die für die Warmwasserversorgung genutzt wird.

 

Dank dieser Technologie fallen „keine Heiz- und Stromkosten“ an, erklärt Spelter. Als Rechnungsgrundlage wurden die „kältesten Winter der letzten zehn Jahre“ herangezogen. Nur wenn es tatsächlich mal „noch kälter“ werden sollte, müsste Energie von den Stadtwerken bezogen werden, so Spelter.
Und: „Die Menge CO2, die so in dieser Siedlung eingespart wird, entspricht der CO2-Speicherfähigkeit eines Waldes von ca. 15 Hektar!“

 

Auch für „Normalverdiener“ soll die Baufinanzierung erschwinglich bleiben, heißt es weiter: Die Bauherren gründen eine Baugemeinschaft, die einen Architekten für die Gesamtplanung und Projektbetreuung beauftragt. Diese Synergieeffekte senken die Kosten. Die Grundstücke werden lediglich „zum aktuellen Bodenrichtwert“ verkauft, sagt Spelter und verspricht: „Es wird keine Grunderwerbssteuer auf das Gebäude fällig.“ Denn die Siedlung sei vom Land NRW als Klimaschutzsiedlung anerkannt und werde daher gefördert.

Pro Energiezentrale sollen zwei Gebäude mit Strom und Wärme versorgt werden. Die Anschaffungskosten werden halbiert, die Anlage werde von der Mehrwertsteuer befreit und zu ca. ein Drittel vom Land NRW bezuschusst, sagt Jürgen Spelter.

 

Mehr Infos unter www.h2ilden.de

Was kritisiert nun der BUND?

Gegen das Projekt an sich habe der BUND Ortsverband Hilden im Prinzip nichts, aber: Der Standort sei ungeeignet, sagt Pressesprecher Dieter Donner (Foto oben r.).

 

Zum einen liege das Baugebiet auf „temporären Flutungsflächen“ bei Hochwasser oder Starkregen. Daher sollten hier keine Wohngebäude errichtet werden.

 

Der BUND fordert außerdem, die „wertvollen Saumbereiche“ und „Klimaoasen“ zu erhalten.

 

Und insbesondere stört die Umweltschützer die geplante fünf Meter hohe Lärmschutzwand entlang der Bahngleise, weil diese die „Frisch- und Kaltluftzufuhr“ einschränken und das „Landschaftsbild zerstören“ würde: „Angrenzende Wohnquartiere müssten sich auf eine erhöhte Nachttemperatur einstellen“, so Dieter Donner. „Neuere Einschätzungen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) sehen eine weitere Verschärfung der Hitzesituation voraus.“ Auch das Kreisgesundheitsamt Mettmann habe deswegen schon „Bedenken geäußert“.

 

Dem entgegnet Jürgen Spelter: Die “hochabsorbierende“ Lärmschutzwand werde mit Pflanzen, Gräsern, Kräutern etc. bepflanzt und biete damit Lebensraum für Insekten und Kleinlebewesen. Zusätzlich werde ein ca. 500 Quadratmeter großes Biotop angelegt.

Die Wand reduziere die Lärmemissionen.

 

Und ein Problem mit Hochwasser oder Überflutungen bei Starkregen sieht der 70-Jährige auch nicht: „Ich bin hier groß geworden und habe noch nie eine Überflutung erlebt.“

Und selbst wenn: Der Bebauungsplan sieht so genannte Rigolen vor – also unterirdische Kammern, die Regenwasser aufnehmen, so dass es dann im Grundwasser versickert.

 

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Bebauungsplan liegt im Rathaus aus

Die Hildenerinnen und Hildener können sich selbst ein Bild von dem Projekt machen und ggf. Anmerkungen und Einwände einbringen.

Der Entwurf des Bebauungsplanes liegt bis einschließlich 2. Juni 2023 im Planungs- und Vermessungsamt des Rathauses, Zimmer 440, zur öffentlichen Einsicht aus. Dienststunden: montags und freitags von 8 bis 12 Uhr, dienstags und mittwochs von 8 bis 16 Uhr sowie donnerstags von 8 bis 18 Uhr.

Alle Unterlagen sind natürlich auch online unter www.hilden.de/bplan-255 abrufbar.

 

Stellungnahmen und Anregungen können per E-Mail unter stadtplanung@hilden.de oder per Brief an das Planungs- und Vermessungsamt, Am Rathaus 1, 40721 Hilden, versendet werden.

 

Bericht/Fotos: Achim Kaemmerer

 


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